1. Schnuff


    Datum: 24.01.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: bybumsfidel

    ... Fernseher aus war und sie sich keiner Fata Morgana hingab. Dann öffnete sie die Tür zum Keller. Die Hilferufe wurden lauter. Wolfgang stürmte die Treppe hinab.
    
    "Hau ab, Du blödes Vieh!"
    
    Eine weibliche Stimme, deutlicher als zuvor. Ulka ging vorsichtig weiter. Sie bereute, kein Messer oder eine andere Waffe mitgenommen zu haben, vertraute aber ganz auf Wolfgang. Der Hund würde sie beschützen. Dann machte sie unten das Licht an. Was sie sah, ging weit über ihre Fantasie hinaus.
    
    Auf einem stabilen Tisch lag rücklings eine nackte Frau, vielleicht Ende 40. Auf dem Boden neben ihr eine Wolldecke. Die wirren Haare hingen über ihre Schultern, das Make-up tränenverschmiert. Eine Hand und die Füße fixiert. Die Frau hatte offensichtlich versucht sich zu befreien, war aber an den Handschellen jämmerlich gescheitert. Aus ängstlichen Augen schaute sie Wolfgang an.
    
    "Nicht, nicht schon wieder, nein", wimmerte die fremde Frau.
    
    "Was ist hier los?", wiederholte Ulka.
    
    "Nicht! Nehmen Sie das Tier weg!"
    
    "Ist ja schon gut."
    
    Ulka wusste nicht, ob sie die Frau losbinden sollte oder nicht. Wer hatte sie gefesselt und warum? War sie etwa gefährlich?
    
    "Jetzt zum letzten Mal", stellte sie ein Ultimatum. "Entweder Sie sagen mir jetzt, wer sie sind und was sie hier machen, oder ich lasse hier liegen und gehe wieder."
    
    Martha nahm sich zusammen. "Mein Name ist Martha Nandu-Boot."
    
    "Die Millionärsgattin?", wurde sie von der staunenden Ulka unterbrochen.
    
    "Ja die. Ich bin ...
    ... entführt worden. Ihr Vater will meinen Mann erpressen."
    
    "Wenn Sie Trutz meinen, der ist nicht mein Vater."
    
    Ulka hielt sich nicht weiter mit der Erklärung auf, dass es ihr Stiefvater war. Das ging die nackte Fremde nichts an.
    
    "Und den Blödsinn soll ich glauben? Für mich sieht das hier eher nach einem missglückten Sexspielchen aus. Wo sind denn die Schlüssel zu den Fesseln?"
    
    Wolfgang hatte die Diskussion bisher aufmerksam verfolgt, aber als langweilig eingestuft. Da ihn niemand beachtete, ergriff er die Gelegenheit seinem Sozialverhalten nachzugehen und der Frau auf dem Tisch zwischen den Beinen zu schnüffeln.
    
    "Iiiih, hau ab!", ging Martha hoch wie eine Sirene. "Hast Du immer noch nicht genug, Du verdammtes Vieh!"
    
    Ulka kam ein Verdacht.
    
    "Haben Sie etwa mit meinem Hund ...?"
    
    Sie sprach "Es" nicht aus. Das konnte einfach nicht sein. So etwas würde niemand machen.
    
    "Nein! Ja! Nein! Ich wollte nicht! Aber ihr blöder Köter hat mich vergewaltigt! Ja vergewaltigt! Das ist das richtige Wort."
    
    Martha war es schnuppe, dass sie selbst nicht wusste, ob überhaupt etwas passiert war. Hauptsache das junge Ding da hätte Mitleid mit ihr und würde sie endlich befreien.
    
    "Na das machen Sie mal dem Richter klar", wusste Ulka nicht, ob sie lachen oder weinen sollte. "Ich sehe schon die Schlagzeile in der Bild: 'Hund vernascht Frauchen' oder 'Kann Frau von Rüden geschwängert werden?' oder ..."
    
    "Hören Sie auf!", fauchte Martha. "Ob sie mir glauben oder nicht, ist doch ...
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