1. Die erste Freundin von Michael 02


    Datum: 04.04.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: byspkfantasy

    ... verunsichert an und murmelte etwas, dass dies doch überhaupt keine Notenwerte seien. Natürlich verstand meine Mutter das pfälzische Gemurmel überhaupt nicht. Ich erklärte das kurz, aber meine Mutter meinte nur, dass das doch egal sei - Bruchrechnung sei nun einmal Bruchrechnung. Jo legte ihre Stirn in Falten und griff zu einem Blatt Papier. Es dauerte bald eine Minute, bis sie das Ergebnis fünf Zwölftel heraus hatte. Mutsch zog die Augenbrauen hoch.
    
    „Vielleicht sollten wir dann lieber zum Anfang ein sehr einfaches Stück nehmen, Johanna."
    
    Da griff ich nun einfach ein:
    
    „Mutsch, welches Klavierstück fällt Dir denn schwer? Wähle das doch aus und spiele bitte die ersten zehn oder zwanzig Takte einmal vor. Danach wird Johanna das ganze Stück auch spielen. Dann wirst Du ja selber hören, was sie kann."
    
    Meine Mutter schnaubte und rollte leicht mit den Augen, aber dann zuckte sie mit den Schultern und setzte sich an das Klavier. Sie holte Noten für eine der schwierigeren Sonaten von Chopin heraus. Man hörte zwar, dass es nicht perfekt war, aber durchaus akzeptabel.
    
    Dann setzte sich Jo an das Klavier. Sie war nervös, das merkte man an den ersten fünf Takten. Aber dann kam sie in das Stück herein. Nach dem zehnten Takt war es schon ziemlich perfekt. Meine Mutter bekam große Augen, als Johanna die Partitur-Seite umschlug und dann praktisch fehlerfrei vom Blatt spielte. Das einzige, was nicht so reibungslos lief, das war ihre Haltung am Klavier. Sie legte sich richtig rein ...
    ... und achtete nicht mehr auf ihren engen Bleistiftrock. Natürlich rutschte der dabei hoch und befand sich am Schluss des Stückes weit über der Mitte ihrer feisten, glatten Oberschenkel.
    
    „Sehr gut gespielt, Johanna -- aber Deine Haltung ist nicht sehr damenhaft dabei. Du solltest nicht in so einem engen Rock spielen, Kind!"
    
    Die Stimme meiner Mutter klang bei der Bemerkung über den Rock etwas bevormundend, aber davor klang es ausgesprochen bewundernd und anerkennend.
    
    „Könntest Du noch eine andere Sonate am Harmonium spielen, Johanna?"
    
    Bereitwillig setzt sich meine so musikalische Freundin an das Instrument. Ich war stolz wie Oskar, dass sie so gut spielen konnte. Dabei war das gar nicht mein Verdienst. Wie der Zufall so wollte, kam auch der Pastor der nahen gelegenen Kirche vorbei. Er hörte das Spiel und kam herein. Seine Augen leuchteten auf und er fragte am Ende des Stückes, ob Johanna nicht auch geistliche Musik spielen könne. Sie war bereit, ihm auf dem Harmonium in seiner Kirche am nächsten Tag etwas vorzuspielen. Das machte noch mehr Eindruck bei meiner Mutter. Ihre Blicke wanderten zwischen ihr und mir herum. Sie hatte irgendwas im Hinterkopf. Ich kannte sie.
    
    Schließlich musste ich darauf drängen, dass wir uns verabschieden mussten, weil wir noch etwas anderes vorhätten. Genau genommen war es eigentlich nur das Umziehen von Johanna zu Jockel, aber das konnten wir natürlich nicht aussprechen. Wir hätten uns nicht so beeilt, wenn ich gewusst hätte, was meine ...
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