Ginsterweg 8v9
Datum: 16.02.2019,
Kategorien:
Betagt,
Autor: bynachtaktiv
... den Sperrmüll."
"Vor allem die Teppichsammlung, die wir damals wegen der Kinder übers Parkett gelegt haben. Die fliegt als Erstes raus!"
"Und dann ein wenig Farbe an die Wand ... Ja! Ich finde, das ist eine tolle Idee!" Walter nickte seiner Frau anerkennend zu, und sah, wie ihre marmeladenbekleckerte Brust vor Stolz anschwoll.
"Dann wissen wir ja, was wir heute machen werden!", sagte Heike und biß herzhaft in ihr Brötchen.
*
Zuerst fuhren die beiden in den Baumarkt und sahen sich gründlich um. Das meiste an Malerwerkzeugen befand sich im heimischen Keller, nur Farbe mußte gekauft werden. Walter zeigte auf der Farbpalette auf Schwarz, worauf ihm Heike den Vogel zeigte. Man einigte sich, beziehungsweise Heike entschied, auf Gelb. "Welch eine Überraschung!", dachte Walter, der Heikes Tick für alles, was gelb war, inzwischen zu Genüge kannte. Folie zum Abkleben sparten sie sich, die Teppiche sollten später sowieso weggeworfen werden. Auf dem Weg zur Kasse nahmen sie noch mehrere Rollen Müllbeutel mit.
Wieder zu Hause zogen sich beide alte Klamotten an, die sie speziell für solche Gelegenheiten aufgehoben hatten. Und dann ging das große Ausmisten los: Die alte Zeltausrüstung -- weg! Das defekte Planschbecken -- weg! Die inzwischen höchstwahrscheinlich defekten Luftmatratzen -- weg! Die inzwischen bestimmt schon 20 Jahre alten Kleidungsstücke -- weg! Die Stoffsammlung von Heike und Walters Seminarunterlagen aus seiner aktiven Zeit -- alles weg! Als sie dann auch ...
... noch die drei alten, klapprigen Kleiderschränke demontiert und zerlegt hatten, war das Zimmer auf einmal riesengroß! Und Heike und Walter waren fix und fertig!
*
Am nächsten Morgen, nach einem ausgiebigen Frühstück, fuhren sie in die Stadt. Sie hatten sich überlegt, die zwei schmalen Betten der Mädchen ebenfalls zu entsorgen und dafür eine große Matratze in die Mitte des Zimmers zu legen. Schnell wurden sie fündig, und als sie die Verkäuferin fragten, wie lange das denn wohl mit dem Bringen dauern würde, antwortete die: "Wenn sie wollen, kann der Fahrer das heute noch ausliefern!"
Wieder zu Hause, holte Heike eine Flasche Sekt aus dem Kühlschrank und hielt sie Walter zum Aufmachen hin. "Was ist denn mit dir los?", fragte Walter erstaunt. "So früh?"
"Mir ist einfach danach", sagte Heike und nahm einen großen Schluck. Walter schüttelte den Kopf, als sie ihm ein Glas anbot.
"Ich muß doch noch fahren!", sagte er. Worauf Heike auch dieses Glas in einem Zug leerte.
Kopfschütteln ging Walter nach oben, wo er sich erst im Schlafzimmer bis auf die Unterwäsche auszog, um dann im zukünftigen Spielzimmer das dreckige Hemd und die an den Knien durchgescheuerte Jogginghose anzog. Er blickte zur Decke. "Jetzt bist du dran!", sagte er laut und öffnete den Eimer mit der weißen Deckenfarbe.
Zur selben Zeit saß Heike unten in der Küche. Vor sich die schon fast leere Sektflasche, in der Hand eine Zigarette. Heike war ein wenig traurig, konnte aber nicht so genau sagen, warum ...