1. Der Pornograf XI - 30


    Datum: 19.02.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byrokoerber

    ... Reihe; Egon mit einer scheinbar neuen Landkarte versehen. Ilse saß ganz hinten. Ohne Rucken fuhr Pele an. Die Scheibenwischer arbeiteten wie verrückt, obwohl meine Tochter nicht schnell fuhr. Von der Landschaft sah man wirklich nicht viel. Leider war es ein sehr trüber Abschied aus dem doch recht schönen Ratibor, der so gar nicht zu meiner inzwischen ausgezeichneten Vorstellung von Polen passte.
    
    Es dauerte nicht gar so lange, bis wir die Autobahn erreichten. Aber bitte frage mich keiner, wie die Orte alle hießen. Die Namen klangen für mich irgendwie nach dreimal husten und einmal räuspern. Ich fürchte Polnisch ist eine Sprache, die ich nie lernen werde. Obwohl ich mich doch sonst an James Bond hielt:
    
    sag niemals nie.
    
    Kaum auf der Autobahn, kannte Pele keinerlei Pardon mehr, das Autoradio wurde eingeschaltet und das Wageninnere mit den neuesten Melodien beschallt. Als ich mich umdrehte, nur um zu sehen, ob sich jemand davon
    
    belästigt
    
    fühlt, sah ich, dass sich Ilse auf der Rückbank ausgebreitet hatte und Britta es sich im Arm von Egon gemütlich machte.
    
    Nach gut zwei Stunden Fahrt hörte der dichte Schneeregen fast schlagartig auf. Unsere Fahrerin trat auf Gas. Ihr Gesicht entspannte sich, die vorher sorgenvoll gerunzelte Stirne wurde wieder glatt. Sie summte eine Melodie aus dem Autoradio mit. Als das Autobahnkreuz Krzyzowa angekündigt wurde, fuhr sie auf einen Rastplatz. Sie hatte genug. Egon übernahm das Fahren und Britta spielte Beifahrerin. Ich setzte mich ...
    ... nach hinten zu Ilse, die aus ihrem Halbschlaf zu sich kam:
    
    „Wo sind wir denn?", fragte sie mich gähnend.
    
    „Es geht bereits der Grenze zu", gab ich Auskunft „und das Wetter scheint tatsächlich besser zu werden."
    
    Pele, ich weiß auch nicht, heute Morgen musste ich sie irgendwie bewundern, kramte eine Tasche hervor, der sie leckere belegte Brote entnahm und verteilte. Auch kleine Flaschen mit Saft gab sie aus. Dieses zweite Frühstück weckte Ilse endgültig auf -- auch die Sonne ließ sich erstmals blicken -- wir fuhren tatsächlich in das schöne Wetter hinein. Vor uns schien blauer Himmel vorzuherrschen.
    
    An der Grenze, bei Klein Bademeusel, ging es auch halbwegs vernünftig zu. Auf der polnischen Seite wurden nur die Reisepässe kontrolliert und wir dann freundlich weiter gewinkt. Ich denke fast, wir wurden, mit unserem Wagen aus Prag, ganz einfach als Durchreisende behandelt. Auf der deutschen Seite war man zuerst genauer. Aus Polen kann man wohl vor allem Alkohol und Zigaretten schmuggeln. Zum Glück fiel einem der Zöllner mein Name auf:
    
    „
    
    Der
    
    Paul Oktober, der weltbekannte Fotograf?", fragte er.
    
    „Ja", musste ich zugeben. „Wir kommen von einem Fotoauftrag in Prag und in Ratibor."
    
    „Fertig!", rief er seine beiden Kollegen zu, die sich gerade über unser Gepäck hermachen wollten. „Das ist ein sehr bekannter großer Fotograf und hat Schmuggeln nicht nötig." Er traute mir ja viel zu, dabei hatte ich nur nicht daran gedacht.
    
    Dieses Mal musste ich Ilse bewundern, ...
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