Messeeinsatz
Datum: 05.04.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... nackt, ich war zum Kunstwerk geworden.
„Fertig.“
Peter legte den Pinsel zur Seite. Die Zuschauer applaudierten und Helga winkte mir bereits von der Bar zu. Ich schritt vollkommen verwandelt durch die Menschenmenge. Die Meute machte mir Platz. Niemand wollte das Kunstwerk verwischen.
An der Bar begrüßten mich meine Eltern.
„Hätte ich Dir nicht zugetraut. Sonst bist Du doch auch immer so schamhaft. Aber es sieht toll aus.“
Meine Mutter stimmte nickend zu.
„Na ja, so ganz wohl hab ich mich nicht gefühlt.“
Ich hatte kaum Zeit, meinen Eltern die Geschichte zu erzählen, den auch die übrige Bar war nun wieder dicht belagert und Helga und ich hatten alle Hände voll zu tun, um den ersten Ansturm zu bewältigen. Ich fühlte mich bei der Arbeit gut und aufgehoben und dass ich nackt war hätte ich bestimmt ganz vergessen, wenn ich nicht immer wieder meine Gegenüber dabei ertappt hätte, wie sie mir verstohlen auf meinen Busen starrten. Selbstverständlich bewunderten sie dabei nur den schönen Schmetterling.
Gegen 20 Uhr lichtete sich langsam die Halle und es waren kaum noch Leute unterwegs, als eine Frau mit großer Fototasche zu mir an den Tresen kam.
„Hallo, ich bin Silke Preisinger vom Oberbayerischen Volksblatt. Ich mache Fotos für die Zeitung und würde Sie auch noch gerne ablichten.“ Für einen kurzen Moment schwankte ich. Aber es war doch sowieso schon egal. Es hatten mich hunderte Leute gesehen und nicht viel weniger fotografiert, da war ich noch nicht einmal ...
... fertig bemalt.
„Klar, kein Problem. Aber erst muss ich noch mal dringend zur Toilette.“
Auf dem Weg zur Toilette musste ich nun zum ersten mal die schützende Umgebung unseres Messestands verlassen. Ich fühlte mich plötzlich wieder unwohl, die Blicke der letzten Besucher verunsicherten mich. Im Waschraum der Toilette war ein großer Spiegel. Ich war alleine und hatte nun zum ersten mal die Gelegenheit mich selber zu betrachten. Ich sah wirklich toll aus. Im Spiegel umschlangen üppige Rosenranken eine sinnliche, nackte Frau, umflattert von duzenden bunter Schmetterlingen. Ein Bild, wie aus dem Märchenbuch. Es war unendlich schade, dass das alles in wenigen Stunden im Ablauf meiner Dusche verschwinden würde sein.
„Bitte stellen Sie sich hier auf das Podest, da kann ich Sie am besten ausleuchten.“ Frau Preisinger hatte in der Zwischenzeit, zwei Stative mit Blitzlichtern und einen Reflektorschirm aufgebaut.
Die Aufnahmen für die Zeitung waren in wenigen Augenblicken geschossen.
„Bevor ich das alles wieder abbauen, haben Sie nicht noch Lust? Ich könnte noch einige Fotos für Sie zur Erinnerung schießen.“ Frau Preisinger konnte Gedanken lesen.
„Gerne, ich habe mich nicht getraut Sie zu fragen.“
Silke legte eine neue Speicherkarte in die Kamera ein. Das folgende Shooting machte einfach nur Spaß. Silke fotografierte aus allen Winkeln und Lagen, Totale, Nahaufnahmen und alle erdenklichen Details – nicht immer jugendfrei. Und ich posierte was das Zeug hielt. Die arme ...