1. Die Italienreise - Teil 2


    Datum: 12.04.2018, Kategorien: Medien, Autor: alexboleyn

    ... die Hügel von dem gezackten Schattenriß der Pinienwälder vor dem Nachthimmel mit seinen unwirklich klar sichtbaren Sternen.
    
    In einer kilometerlangen Kurve wand sich die Straße zwischen den Kämmen hindurch, in der Schwärze der Nacht verschwindend und in der Ferne nur erahnbar an den winzigen Lichtpunkten vereinzelter Autos.
    
    Die Stille und Einsamkeit paßte zu der Leere in meinem Inneren.
    
    Die hochhackigen Schuhe erwiesen sich für einen solchen Fußmarsch total ungeeignet. Nicht, daß das eine Überraschung war. Nach kurzer Zeit zog ich sie aus und ging barfus. Der Fahrbahnrand war ausgefranst und ich spürte abwechselnd rauhen Asphalt und dann wieder Staub, trockene Grasbüschel und einzelne Steinchen unter meinen Füßen. Das war irgendwie tröstlich. Keine Ahnung, warum.
    
    Ich überlegte noch, ob ich versuchen sollte, ein Auto anzuhalten, als ein Wagen hupte und verlangsamte, nachdem er mich passiert hatte. Hundert Meter voraus hielt er an. Und dann sah ich seine Rückfahrleuchten aufleuchten, als er auf dem Standstreifen zu mir zurückfuhr.
    
    Die Beifahrertür wurde geöffnet. Ein lockiger brauner Haarschopf schaute heraus. Der Schopf gehörte zu einem gutaussehenden Jungen mit blitzgescheiten Augen, der unwahrscheinlich römisch aussah.
    
    Auf dem Fahrersitz sah ich einen älteren Mann, der ebenfalls zu mir hinübersah. Er bemühte sich nicht im mindesten, zu verstecken, daß sein Blick anerkennend meine Beine hinaufglitt.
    
    Ich wußte, wie provokant mein winziges Röckchen wirkte. ...
    ... Und zu allem Überfluß war ich durch Roberts liebevolle Zuwendungen total naß. Normalerweise hätte ich jetzt Angst gehabt. Aber ich war zu betäubt dazu.
    
    Der Blick des Mannes war bei meinen Schuhen, angekommen, die ich immer noch in der Hand hielt.
    
    Der Junge sagte etwas. „Steigen Sie ein, Signorina!“ sollte das vermutlich heißen.
    
    Ich schüttelte den Kopf „No. Grazie.“ Und erneut: „No.“ Es war mir peinlich, daß mein Italienisch so unzulänglich ist.
    
    „
    
    Andiamo!“
    
    „
    
    No“, wiederholte ich.
    
    Der ältere wühlte in seiner Tasche und produzierte ein paar Banknoten. Er lehnte sich halb über den Beifahrersitz.
    
    „
    
    Cento Euro, bella!“ Er grinste.
    
    Oh, Mann. Das war ja irgendwie klar gewesen.
    
    Meine Wangen brannten. Ich schüttelte den Kopf und marschierte los.
    
    Der Wagen fuhr im Schrittempo neben mir her und sie versuchten es noch ein paar Mal. Endlich gaben sie es auf. Der Wagen fuhr auf die Fahrbahn zurück und die Rücklichter wurden in der Ferne immer kleiner.
    
    Manchmal hasse ich mein gutes Aussehen.
    
    Erst als sie schon eine ganze Weile verschwunden waren, begann ich mich zu fragen, ob ich einen Fehler gemacht hatte.
    
    Ich meine, ich stand nachts mitten in der Pampa ohne einen Cent Geld in der Tasche und es waren noch hundert plus x Kilometer bis nach Pari. Ganz zu schweigen von bis nach Deutschland.
    
    Außerdem war da noch etwas anderes.
    
    Trotz allem begann sich nämlich bei der Erinnerung an die Blicke der beiden Männer eine verräterische Wärme zwischen ...