1. Das Fest - Teil 3: Ketten


    Datum: 20.04.2019, Kategorien: Insel der Scham, Autor: NicoS

    ... nichts mehr erkennen. Ich merkte, dass ich keine Lust auf ein weiteres, anonymes Abenteuer in völliger Dunkelheit hatte. Auch wollte ich weder eine der Frauen aus dem Schlaf reißen noch gar versehentlich eine kettenlose ansprechen. Ich warf meinen Sarong über die Schulter und ging zurück in Richtung des Orts. Früher hatten auf der Insel einige tausend Menschen gelebt. Daher gab es hier mehr als genug Platz für alle. Zwei vollständige Orte im Süden und die einfacheren Häuser hier in Puerto Pudora ließen die Frauen verfallen. Doch die besseren wurden genutzt oder zumindest einigermaßen in Stand gehalten, so auch das Haus für den Gast des Jahresfests, ein Herrensitz, fast ein Schloss, aus der Zeit kurz nach der Gründung der Kolonie mit allem Komfort, Schlafzimmern für bis zu zehn Gäste und einem romantisch verwildertem Park.
    
    Ich erreichte den Ort. Der Strand ging fließend in eine der vier Straßen von Puerto Pudora über. Während sich links, auf der Landseite, eine Ruine an die andere reihte, standen rechts, zum Meer hin, einige der beliebtesten und am besten gepflegten Häuser der ganzen Insel. Sie stammten aus einer Epoche im frühen 20. Jahrhundert, als sich der US-amerikanische Einfluss auszubreiten begann. Ihre Bauweise war von amerikanischen Vorbildern geprägt: großzügige Holzhäuser, oft noch mit den Erkern und Türmchen des "Gilded Age", des Goldenen Zeitalters vor 1900, und vor allem der unerlässlichen Veranda zur Straßenseite.
    
    Auf einer davon brannte noch Licht. ...
    ... Neugierig ging ich näher. Der warme, gelbe Schein beleuchtete einige üppig blühende Blumen in Ampeln, die von der Decke herabhingen ... und eine kräftige, farbige Frau mittleren Alters, die mir mit einem strahlenden Lächeln entgegenblickte. Auf ihren mehr als großen, schwer herabhängenden Brüsten blinkte der Schmuckstein an der Festtagskette.
    
    Ich lächelte zurück. Warum nicht hier und jetzt? Das Abenteuer mit Zaida hatte mich nur wenig erschöpft und mein Verlangen kaum gestillt. Die Frau wippte in ihrem Schaukelstuhl langsam vor und zurück, und im Näherkommen sah ich, dass sie eine Hand zwischen ihre breiten, leicht geöffneten Schenkel gelegt hatte und dort im Rhythmus des Stuhls beiläufig auf und ab bewegte. Ich spürte, dass mein natürlicher Richtungsgeber sich bereits eindeutig seinem neuen Ziel entgegenreckte.
    
    "Hallo!" rief ich und betrat das Grundstück durch eine offene Gartenpforte.
    
    "Hallo, Schatz!" antwortete sie mit einer warmen, tiefen Stimme.
    
    Ich stieg die drei Stufen zur Veranda hinauf ...
    
    * * *
    
    Faye war ich am nächsten Tag auf der Straße begegnet. Sie hatte mich angelächelt, und sie trug die Kette. Es war geradezu verblüffend, wie einfach es war.
    
    "Wie wär's?" fragte ich.
    
    Als Antwort ergriff sie meine Hand und bot mir ihren Mund zum Kuss.
    
    "Großartig!" meinte sie nach Minuten schweigenden Spiels der Zungen. Dann: "Komm!" und zog mich mit sich. Faye war schlank, fast mager, hochgewachsen, die typische Neuengländerin, mit roten Haaren, nur leicht ...
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