1. Tesoro


    Datum: 25.04.2019, Kategorien: An– und Ausgezogen, Autor: LaVie

    ... getroffen hatten. Hinten eine wippende Menge Menschen im Neonlicht. Dunkle Geschöpfe, die mit dem Kopf nickten oder zum Klang elektronischer Ergüsse hin und her torkelten. Dazwischen Schönheiten, die pseudo-sexy ihre Haare schwangen und auf ihren High-Heels nur zu binnenkörperlichen Bewegungen fähig waren.
    
    Lina und ich sahen uns an und verließen unsere sicheren Plätze, in der Hoffnung, auf der Tanzfläche zu finden, wonach wir suchten. Minutenlang irrten wir durch trockene und durchgeschwitzte Shirts, vorbei an Kerlen, die unser „Sorry“ verstanden und solche, die uns nicht beachteten. Unauffällig streckte ich meine Hand aus und fühlte Stoffe und Ärsche. Das war zwar wie mittelmäßiger Cyber Sex, aber immerhin etwas. Schließlich kamen wir mit halb leeren Bechern an. Und konnten zumindest atmen. Offensichtlich hatte der Großteil der Gäste bei der Wahl zwischen Pest (schlechter DJ) und Cholera (Gedränge an der Bar) Letzteres gewählt. Auf dem Podest in der Mitte alberten drei Girlies rum, versuchten cool zu tanzen und schossen Bilder für die Facebook-Chronik. Etwas abseits zeigte eine Südländerin, wie man seine Kurven richtig bewegte, und genoss die Aufmerksamkeit. Ein paar Jungs grölten unverständliche Sätze, vermutlich, dass sie endlich alt genug waren, um sich zu betrinken. Hoffentlich fanden sie später den Weg nach Hause. Neben uns tanzten ein paar Typen fröhlich zum Beat. Wenigstens ihnen gefiel die Musik.
    
    „Ok, machen wir das Beste draus!“, brüllte mir Lina ins Ohr und ...
    ... packte mich am Handgelenk. Ich erwiderte ihre Geste, indem ich meine Hand um ihre Taille legte und sie an mich zog.
    
    „Es ist noch zu früh für Zärtlichkeiten!“, hauchte sie hörbar und blickte auf die Männer hinter mir.
    
    „Es ist nie zu früh für zwei heiße Frauen, die sich scharf finden!“, erklärte ich und sah sie an, als würde ich sie verschlingen. Der Schauspielkurs hatte sich gelohnt. Der Gedanke an meinen letzten Freund tat sein Übriges.
    
    Dann lösten wir uns voneinander und bewegten uns miteinander, ohneeinander, vor- und hintereinander zur Musik. Die Songs wurden besser, die Stimmung auch, und bald sah ich Lina mit einem Typen aus dem arabischen Raum reden. Sie lächelte und zog den Saum ihres Rockes etwas höher. Er gefiel ihr.
    
    „Hello!“, tippte mich jemand von hinten an. Es klang osteuropäisch und wirkt abgehackt.
    
    Ich drehte mich um und blickte in zwei braune Augen inmitten eines kahlen Kopfes.
    
    „Hi!“, erwiderte ich.
    
    „Hw a you?“, rief er durch die Menge. Ich verstand nicht.
    
    „What?“
    
    „Ho ar you?“, versuchte er es noch mal. Doch die Musik verschluckte seine Worte. Ich malte mit den Lippen Fragezeichen.
    
    „How are you?“, fragte er zum dritten Mal und endlich kapierte ich.
    
    „I’m fine, thanks! And you?“, ständig so laut zu reden ging mir auf den Keks.
    
    „I am from Poland!“, erklärte er.
    
    „Ah!“, sagte ich lächelnd.
    
    „And you?“, wollte er wissen. Es war wirklich schwer, ihn zu verstehen.
    
    „Germany!“, antwortete ich. Trotz des Rums in meinem Getränk ...
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