1. Die Stellvertreterin


    Datum: 27.04.2019, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... seinen Augen folgen, um genau zu wissen, wo.
    
    Sogar, wenn ich die Augen schließe, spüre ich es.
    
    Sein Blick ist wie ein weicher Pinsel auf meiner Haut. Es kribbelt.
    
    „Ok, hast gewonnen. Hier hast du mich ohne mentale Störeinflüsse. In Natura
    
    Bin ich jetzt genauso schön wie deine Manuela, oder deine Manne, wie du sie nennst?“
    
    Warum bloß bin ich jetzt so eifersüchtig auf Manu?
    
    „Nein. Bist du nicht.“
    
    „Wie? Was?“
    
    „Nein. Du bist nicht so wie Manne, du bist ganz anders.
    
    Gewöhne es dir bitte endlich ab, dich für einen Abklatsch von etwas
    
    oder jemand anderem zu halten oder dich gar noch mit jemand anderem zu vergleichen.
    
    Das hast du doch gar nicht nötig.
    
    Du bist einzigartig. Du bist du. Du bist Barbara. Dich gibt es nur einmal.
    
    Du bist jetzt nicht mal mehr die gleiche Frau, die da eben noch an meiner Tür geklingelt hat. Ich bin sehr neugierig auf dich. Du inspirierst mich.
    
    Und noch was anderes: Ich werde mich hüten, mit dir über eine andere Frau zu sprechen, während du selbst nackt bist. Das geht niemals gut aus. Da habe ich leider meine schlimmen Erfahrungen schon hinter mir.
    
    Hier gibt es jetzt nur eine Frau, dich, und sonst keine.“
    
    „“Oh, danke! Worauf warten wir dann? Fangen wir an?“
    
    Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Ich stehe hier einfach völlig nackt in einer mir völlig fremden Umgebung mit einem mir bis vor wenigen 15 Minuten noch absolut unbekannten Mann herum und kann es nicht erwarten, von ihm intensiv betrachtet zu ...
    ... werden. Das habe ich mich noch nicht mal in unserer Weiber-WG getraut. Da war immer wenigstens ein Handtuch um meinen Alabasterkörper.
    
    Das Gefühl des schutzlosen Ausgeliefertseins weicht immer mehr einem leichten Anflug von Stolz und Selbstbewusstsein, gemischt mit Fatalismus.
    
    Plötzlich werde ich mir auch bewusst, dass ich schon wieder krampfhaft die rechte Hand vor meine Schamlippen und den ganzen linken Arm schamhaft über meine Brüste halte. Wie albern. Aber wohin damit?
    
    Noch alberner sieht es wahrscheinlich aus, wenn ich die Hände von meinen Blößen wegnehme und sie dann verlegen ineinander verschränke.
    
    Ich warte sehnlichst darauf, dass dieses Wildschwein Andreas mir irgendeine Anweisung gibt.
    
    Fast schon bin ich süchtig danach. Ich kann mit mir nichts Rechtes anfangen.
    
    Auch das ist mir nicht ganz neu.
    
    Es erinnert mich an mein erstes Mal beim Frauenarzt.
    
    Er scheint Gedanken lesen zu können. Oder ist es nur Erfahrung?
    
    „Es ist ungewohnt und du bist verunsichert, stimmts?“
    
    Ich nicke nur und versuche ein Lächeln. Mir schießt das Blut in den Kopf und ich werde rot. Peinlich.
    
    Mein Lächeln kommt bestimmt ziemlich verkrampft rüber.
    
    „Du musst dich erst noch in die Situation einleben, akklimatisieren. Versuche, sich einfach frei zu bewegen. Gehe in die Küche und mache den Abwasch.“
    
    Sofort will ich protestieren, aber dann ergreife ich doch diesen Strohhalm.
    
    „Gut, wenn du meinst. Da mache ich das eben.“
    
    Etwas tun, was mir nicht neu ist, das könnte ...
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