Die Verführung...
Datum: 01.05.2019,
Kategorien:
Medien,
Autor: Anonym
... Hier nebenan sind die Gästezimmer. Für den Fall, daß wir Besuch haben. Die werden eigentlich kaum benutzt.“ Auch diese beiden Räume waren sehr schön eingerichtet und aufgeräumt.
„Und das hier ist unser Schlafzimmer.“ Sie öffnete eine Tür und ich glaubte, in ein orientalisches Märchen versetzt zu sein. Ein antiker Kleiderschrank aus Pinienholz, sicherlich aus Marokko oder Tunesien. Davor ein dicker Perserteppich. Die Wände und die Decke in kobaltblau gestrichen, mit goldenen Applikationen und edlem Stuck. Und ein Bett mit Baldachin. Darauf eine kuschelweiche Daunendecke. Wow.
„Das ist ja toll hier.“
„Ja, mir gefällt es auch. Im Schlafzimmer sollte man sich wohl fühlen. Schließlich verbringt man hier ein Drittel des Tages.“
„Ja, stimmt.“ Ich dachte an mein Zimmer, das ich mit meinem Bruder teilte. Poppige Tapeten, ein alter Eichenschrank, zwei Betten und ein Bücherregal. Das war alles. Und so konnte man also auch leben. Ich war neidisch.
Dann fiel mein Blick auf den Nachttisch. Eine verschnörkelte Jugendstil-Lampe aus orangefarbenem Glas stand darauf. Und die Schublade stand ein wenig offen. Darin lagen silbern glänzende, stählerne Handschellen.
„Was ist das denn?“ fragte ich neugierig.
„Mein Mann ist Polizeibeamter.“
„Ach so. Darum auch der Gummiknüppel hier.“ Und ich zeigte auf den schwarzen Stab, der auf dem anderen Nachttisch lag.
Sie wurde etwas verlegen. „Ja, genau.“ Ich sah, wie sie etwas errötete.
„Entschuldigung, ich wollte nicht zu ...
... neugierig sein…“ begann ich.
„Nein, bist Du nicht. Ich hätte es ja wegräumen können.“
„Das Bett ist wirklich eine Wucht. Sieht ganz weich aus.“
„Ist es auch. Weich und warm und kuschelig. Willst Du es mal ausprobieren?“
„Sie meinen, richtig drauflegen?“
„Klar. Ist doch nichts dabei.“
„Ist das auch stabil?“ Mein eigenes Bett war letzte Woche zusammengekracht, als ich mich schwungvoll hineinwarf. Jetzt hatte ich ein paar Backsteine zum Stützen darunter liegen…
„Ich denke schon.“
Nein, den Sprung würde ich nicht wagen. Nicht auszudenken, wenn ich das Bett kaputt machte. Aber ich tastete mal kurz und setzte mich auf den Rand. Wirklich, ganz weich.
„Du kannst Dich ruhig drauflegen. Ist frisch bezogen“ meinte sie.
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Oh, wie toll das war. Die flauschige Decke roch ganz frisch.
„Das ist also das Ehebett“ plauderte ich drauf los. Was wollte ich eigentlich sagen?
„So was ähnliches. Ich schlafe hier meistens alleine. Mein Mann benutzt das Zimmer nebenan. Er muß oft früh raus - und außerdem wirft er mich immer im Schlaf aus dem Bett.“
„Aber nicht absichtlich, oder?“
„Nein, er hat einfach einen unruhigen Schlaf. Das hängt wohl mit seinem Beruf zusammen.“
„Aha. Verbrecher jagen ist ja auch ganz schön gefährlich.“
„Das macht er nur noch auf dem Papier. Er ist in der Verwaltung. So, ich ziehe mich dann mal an“ sagte sie.
Sie ging zum Schrank, nahm ein paar Sachen heraus und verschwand im Badezimmer.
So konnte ...