Zwei Schwestern
Datum: 01.05.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byswriter
... empfand Mitleid für Amy, doch er konnte sie unmöglich mit sich nehmen. Das würde Marys Hass auf ihn noch stärker werden lassen.
„Es geht nicht."
„Hat es dir gar nichts bedeutet, was zwischen uns gewesen ist ...? Wir haben miteinander geschlafen. Vielleicht erwarte ich längst ein Kind von dir."
John lief es eiskalt den Rücken runter. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass er beide Schwestern geschwängert haben könnte. Ihm wurde übel und leicht schwindelig. Was sollte er nur tun?
„Lass mich mit dir gehen. Zurück zu deiner Familie", bat Amy flehend. „Ich werde immer für dich da sein und dir sämtliche Wünsche erfüllen. Ich kann arbeiten und auf deiner Farm helfen. Ich werde alles tun, was du von mir verlangst."
John hob die Stimme an. „Nein. Schluss jetzt! Es wird nicht funktionieren. Ich liebe dich nicht! Ich habe es nie getan. Es war schön mit dir, aber nicht mehr. Verstehe das doch endlich."
Amy brach in Tränen aus und rannte fort. Als sie hinter dem Haus verschwunden war, machte sich John auf den Weg, das letzte Mal den Dachboden zu betreten, wo alles angefangen hatte. Wenige Augenblicke später stand er wieder vor der Scheune und ließ seinen Blick über die Gebäude schweifen. Keine der Schwestern war gekommen, um ihn zu verabschieden. Es wunderte ihn nicht. Er atmete tief durch und machte sich dann auf seiner Krücke gestützt auf den Weg Richtung Heimat. Er würde keine kurze Reise werden und John wusste nicht, welche Gefahren und Widerstände sich ihm in den Weg ...
... stellen würden. Er würde viel Zeit haben, bis zu seiner Rückkehr über alles in Ruhe nachzudenken. John setzte sich in Bewegung. Als er den Waldrand erreichte, widerstand er dem Drang, einen letzten Blick zurückzuwerfen.
Plötzlich ertönte ein lauter Knall, der zwischen den Bäumen hallte. Ein brennender Schmerz machte sich auf seinem Rücken breit. Blut floss aus einer klaffenden Wunde und tränkte sein Hemd. John fiel nach vorne und landete im Dreck des sandigen Weges. Er fühlte sich wie gelähmt, konnte nicht erfassen, was geschehen war. Unter Schmerzen drehte er den Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. Er blickte gegen die hochstehende Sonne und erkannte die Silhouette einer Person, die knapp dreißig Meter entfernt auf dem Weg stand und die Schrotflinte im Anschlag hielt. John wollte nicht wahrhaben, was ihm widerfahren war. Jemand hatte auf ihn geschossen. Hinterrücks und ohne Vorwarnung.
Er strengte seine Augen an und blinzelte in die Sonne. Jetzt nahm der Täter die Waffe herunter und blieb auf der Stelle stehen. John spürte das Leben aus seinem gepeinigten Körper entweichen und schloss mit seinem Dasein auf dieser Welt ab. Er wurde müde und fand sich mit seinem Schicksal ab. Mit jedem Tropfen Blut, der in den Sand sickerte, näherte er sich dem endgültigen Lebensende. Er machte seinen Frieden mit sich und freute sich auf die ewige Ruhe, die ihn bald umgeben würde. Schemenhaft nahm er eine Gestalt wahr, die sich ihm rasch und aufgeregt näherte und neben ihm auf ...