HomoLepus 04
Datum: 22.05.2019,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byAldebaran66
Kapitel 10
Eine Stunde später verabschiedeten sich die beiden Gäste und mit ihnen wurde ich ebenfalls abgeholt. Schon eine Stunde später war ich in meiner Wohnung und hing meinen Gedanken nach. Jetzt war ich wieder in meiner Welt, und obwohl es die Wirklichkeit war, kam sie mir inzwischen etwas seltsam vor. Als ich aus dem Kostüm geschlüpft war, hatte ich den Eindruck, als wenn mir etwas fehlen würde. Ich kam mir irgendwie nackt vor, als wenn man mir etwas weggenommen hätte, was zuvor einen Schutz dargestellt hatte.
Um ehrlich zu sein, mir fehlte meine zweite Haut, obwohl ich sie nur dieses Wochenende und ein paar andere Tage getragen hatte. Ohne sie fühlte ich mich verletzlich. Ein seltsames Gefühl, was ich vor einiger Zeit noch gar nicht gekannt hatte.
Wenn ich jetzt nach draußen ging, geschah dieses natürlich ohne das Fell. Ich konnte nur schlecht immer damit herumlaufen, besonders nicht, wenn ich zum Beispiel zum Einkaufen ging. Allerdings verminderten sich meine Aufenthalte außerhalb meiner Wohnung auf ein Minimum. Nur wenn es absolut nötig war, trieb es mich hinaus.
Wenig später bemerke ich noch etwas Seltsames. Es war eigentlich gar nicht das Kostüm im Ganzen, es war eher nur der Kopf, der mich verletzlich werden ließ. Er war es, der mich zu etwas anderem machte. Setzte ich ihn auf, war ich jemand anders, eben der Hase, war er nicht da, war ich nur noch ich und nichts anderes mehr. Ein junger Mann, der studierte. An sich nichts Schlechtes, aber ...
... Tausende Male, wenn nicht sogar Hunderttausende irgendwo vorhanden. Austauschbar, ein Sandkorn unter vielen. Als Hase war das anders. Hier war ich etwas, zumindest für Sandra und wurde beachtet.
Eigentlich eine erschreckende Erkenntnis. Eine Verkleidung machte aus mir etwas besonders, etwas was ich als normaler Mensch nicht war und ich bekam Angst. Ja, Angst war das richtige Wort. Im Umkehrschluss hieß es nichts anders, als dass ich als Mensch uninteressant war.
Immer und immer wieder fiel es mir auf und ich machte mehrmals Experimente. Wenn ich in den Supermarkt ging, und war normal angezogen, war alles um mich herum, inklusive der Menschen fad und grau. Zog ich mich als Hase um und ging jetzt einkaufen, auch wenn es komisch aussah, hatte ich die Aufmerksamkeit auf meiner Seite. Nicht nur die Kinder bekamen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, sogar die Mütter und Väter und selbst die Alten und Schwachen rangen sich ein grinsen ab. Alles war fröhlicher um mich herum, freundlicher und irgendwie bunter. Gut, es gab auch die, die sich mit dem Finger gegen die Stirn tippten, aber die waren wohl auch zugleich Menschen, die zum Lachen in den Keller gingen.
Dass ich mit der Zeit vielleicht als Verrückter gehandelt wurde, war mir irgendwie egal. Sicher, beim ersten Mal war es noch lustig für die Menschen, aber wenn ich es immer wieder tat, dann wurde es zur Gewohnheit und die Leute dachten sich ihren Teil.
Es kam tatsächlich soweit, dass ich das Kostüm einpackte, zu einem ...