1. HomoLepus 04


    Datum: 22.05.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byAldebaran66

    ... Einkaufszentrum oder Geschäft fuhr, in dem ich noch nicht gewesen war, mich in die Toilette schlich, mich umzog und durch das dementsprechende Geschäft lief. Sofort hatte ich wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit auf meiner Seite, war wieder etwas. Ein gefährlicher Suchtfaktor, der mir zuerst gar nicht wirklich in den Sinn kam. Ich merkte gar nicht, wie ich mehr und mehr zum Hasen wurde, mein eigenes Ich vollkommen vernachlässigte. Die Uni war mir inzwischen vollkommen egal, denn Hasen wurden in den Hörsälen nicht gerne gesehen. Ich versuchte es tatsächlich einmal, ließ es aber in dem Moment bleiben, als ich den Eingang zum Gelände durchschreiten wollte. Irgendwas in mir sagte mir, dass es doch keine gute Idee wäre und ich ließ es dann doch. Blieb eher an dem Tor stehen und besah mir das hektische Treiben der anderen Studenten.
    
    Menschen, die ich teilweise kannte, rannten mit einem unecht wirkenden Lächeln an mir vorbei und erkannten mich nicht. Trotzdem war dieses Lächeln für mich der Lohn dafür, dort zu stehen.
    
    Innerlich verabschiedete ich mich in diesem Moment von meinem studentischen Leben. Ich brauchte es nicht mehr, kam ohne viel besser über die Runden.
    
    Fast schon erleichtert ging ich nach Hause und hüpfte befreit von einem Bein auf das andere. Ich hätte am liebsten gejubelt, hätte jeden umarmen können, der mir entgegen kam, was aber nur die wenigsten mit sich hätten machen lassen.
    
    Zuhause angekommen setzte ich mich so, wie ich war auf mein Sofa, machte ...
    ... den Fernseher an und schob mir eine Möhre zwischen die Zähne. Auf meine Art und Weise war ich glücklich. Glücklich anders zu sein. Glücklich ein Hase zu sein.
    
    Sonst tat ich den ganzen Tag nichts mehr. Plünderte nur meinen vor Gemüse überquellenden Kühlschrank und probierte alles auf seine Genießbarkeit. Hierbei kam es mir vor allem darauf an, ob es auch unbehandelt gegessen werden konnte. Möhre war schon klar, funktionierte, Steckrübe war schon dadurch ein Problem, dass sie zu groß war. Aber auch, als ich sie klein geschnitten hatte, war es nicht wirklich besser. Kohl war dagegen durchaus so genießbar. Blumenkohl krümelte mir aber zu sehr im Mund.
    
    So entdeckte ich immer mehr, was mir schmeckte und ich begann, mich davon zu ernähren. Das Einzige, was mich davon abhielt, alles roh zu essen war mein Gedärm. Es reagierte auf so viel Gemüse und Ballaststoffe nicht sonderlich gut, soll heißen, die Gasentwicklung stieg enorm an.
    
    Das wiederum hatte in dem mehr oder weniger abgeschlossenen Raum meines Kostüms seine Nachteile. Näher will ich auf das Problem nicht eingehen. Eine Lösung habe ich noch nicht gefunden.
    
    Die nächste Einladung folgte schon ein paar Tage später. Wobei ich mir hatte gar nicht vorstellen können, keine mehr zu erhalten. Immerhin war ich ein nicht zu verachtendes Kuscheltier.
    
    Kapitel11
    
    Die Fahrt zum Haus wurde zur Gewohnheit und schon wenig später stand ich wieder im Erdgeschoss. Hier erwartete ich allerdings niemand. Keiner war da und hieß mich ...
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