1. Schulzeit 04


    Datum: 03.06.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bys_napples

    Sport
    
    Mein Großvater hat mir ein Pulver vermacht. Kurz bevor er an einem Weihnachtstag starb, gab er mir eine kleine Schachtel in die Hand, schaute mich verschwörerisch an und flüsterte mir ins Ohr: „Wenn du das Pulver in einer winzigen Menge erhitzt, wird es mit einem Blitz explodieren und alle, die in den Blitz schauen, werden das, was du zu ihnen sagst, als tolle Idee bezeichnen und tun." Er hustete kurz und flüsterte dann noch: „Solange du es willst."
    
    Dann lehnte er sich zurück in sein Kissen und starb mit einem Lächeln im Gesicht. Ich weinte und schaute das kleine Kästchen an.
    
    Dies ist Teil 4.
    
    Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zumachen, weil ich immer meinen Vater hörte, der sich selbst anfeuerte und der Dohmke immer wieder neue Stellungen vorschlug. Als es dämmerte, war wenigstens die Dohmke so heiser von ihren andauernden spitzen Schreien, dass ich doch noch ein Mützchen Schlaf abbekam. Als ich dann um halb Acht aufstand, traf ich in der Küche meinen Vater, immer noch im Bademantel vor einer Tasse Kaffee. Es sah komischerweise gar nicht erschöpft aus, sondern hatte einen eher belustigten und zugleich diabolischen Blick.
    
    „Deine Mutter ist gestern mit unserem Nachbarn, dem Tennislehrer, nach Lanzarote durchgebrannt", sagte er so leichthin, als ob es ihm nicht ausmachen würde. „Und zack, kommt die andere Nachbarin, die Dohmke, und versüßt mir den Abschiedsschmerz." Ich schaute etwas belämmert aus der Wäsche. „Das ist schon okay, es lief sowieso ...
    ... zwischen deiner Mutter und mir nicht mehr so toll. Besser so, als sich bis zum Tod langsam aber sicher angiften und stressen", fügte er hinzu. Mir fiel dazu nichts ein und meinte nur, dass ich jetzt zur Schule müsste und wo denn die Dohmke jetzt sei.
    
    Mein Vater nahm mich an der Hand, hielt den Zeigefinger an die Lippen und führte mich ins Wohnzimmer. Dort lag die Dohmke auf der Couch. Mein Vater hatte sie zugedeckt und ihre Brüste, die er nicht bedeckt hatte, hoben sich und senkten sich bei jedem Atemzug. „Die hatte seit 15 Jahren keinen Mann mehr", flüsterte mein Vater. „Seit ihr Freund bei einem Autounfall starb, war sie ihm treu geblieben. Verrückt, was?" Ich nickte und ging aus dem Haus.
    
    Auf der Straße traf ich Nadja, unsere Nachbarin, die Tochter vom Tennislehrer. „Lass uns ein paar Schritte zusammen gehen", schlug ich vor und sah, wie sie weinte. Ich nahm sie in den Arm und streichelte ihr über den Kopf. „Dein Vater ist ja nicht aus der Welt, meine Mutter auch nicht und vielleicht passen sie ganz gut zusammen", orakelte ich. Sie schluchzte laut und ich fragte: „Wie geht es denn deiner Mutter damit?" Sie zog die Nase hoch und meinte, dass die am wenigsten damit klarkomme. Ich wusste, dass ihre Mutter sie schon mit 17 Jahren bekommen hatte und jetzt gerade mal 34 Jahre alt war. Horst, der Tennislehrer war ihr Stiefvater und 12 Jahre älter. Als Nadja in die Pubertät kam, lauerte er ihr überall im Haus auf, manchmal konnte ich es von meinem Fenster aus sehen, wie er ihr ...
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