1. Cuisine Internationale Episode 04


    Datum: 08.06.2019, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byarne54

    ... zusammen. "Du sagst, ihr seid etwa 36 Leute, dann gebe ich dir das Grundrezept für 40 Personen. Für das normale Kochen musst du es einfach durch Zehn teilen." Ich begutachte das Hirschfleisch, sehe, dass es von ausgezeichneter Qualität ist und schneide es in Würfel. Vreni hat sich Schreibzeug geholt und ich diktiere ihr die Zutaten.
    
    *
    
    "Also, meine Hübsche, wir brauchen: - 13 bis 15 kg Hirschfleisch von der Schulter oder vom Hals - 4 kg Zwiebeln ( fein geschnitten ) - 1 l Erdnussöl - 1 große Tube Tomatenmark - 100 g Mehl (zum Stauben ) - 2 Liter Portwein - 7 Liter Wildfond ( plus Wasser oder Suppe ) - Salz, Pfeffer aus der Mühle, Wachholder, Majoran, Thymian und Orangenschale - Mehl und Rotwein zum Binden - Preiselbeeren - 300 ml Obers oder Sauerrahm
    
    Für die Garnitur: - halbierte Williamsbirnen - Preiselbeeren - Schlagobers
    
    Und dann kommen wir zur Zubereitung. Die Zwiebeln rösten wir in reichlich Olivenöl an. Tomatenmark einrühren und langsam dunkelbraun rösten. Nach Belieben mit Mehl stauben, kurz durchrösten und nach und nach mit dem Portwein aufgießen. Einkochen und mit dem Wildfond aufgießen und circa 45 Minuten kräftig kochen lassen. Das gewürfelte Hirschfleisch mit Salz und Pfeffer würzen und in einer Pfanne rundum gut anbraten. Herausheben und zusammen mit Thymian, Wachholder, Majoran und Orangenschale in die Sauce geben. Auf kleiner Flamme etwa 1,5 bis 2 Stunden köcheln lassen. Rotwein und Mehl verrühren, das Hirschgulasch damit binden und noch einmal ...
    ... kurz durchkochen lassen und mit den Preiselbeeren verfeinern.
    
    Nach Belieben noch Obers ( für die Deutschen -Sahne- ) oder Sauer- rahm einrühren.
    
    Halbierte Birnen in Portwein einlegen, mit Preiselbeeren füllen und mit Schlagsahne garnieren.
    
    Dazu machen wir Spätzle und Semmelknödel, das aber frisch erst am nächsten Abend kurz vor dem Essen.
    
    *
    
    Die nächsten zwei Stunden arbeiten wir konzentriert und durch- gehend, ohne uns von unseren Gefühlen füreinander ablenken zu lassen. Weit nach Mitternacht schalten wir endlich den Herd aus, decken das Gulasch im Topf ab, um es abkühlen zu lassen und es am nächsten Tag nachzuwürzen und noch zweimal zu erwärmen. Es ist halt wie beim Rindsgulasch; je öfter es aufgekocht wird, umso besser schmeckt es nachher.
    
    Wir bringen die Küche in Ordnung, nehmen uns ein Glas Wein und setzen uns in die dunkle Gaststube. Ich zünde eine Kerze an und als Vreni sich zu mir setzen will, ächzt sie laut auf.
    
    "Jetzt hob i die Möhrn ganz vergesse", meint sie, greift sich unter das Dirndl und zieht sich die Karotte aus ihrem Hinterausgang. "So ist´s besser, do ko i scho hocke."
    
    Fasziniert lausche ich ihrem steirischen Dialekt und da sie ihn sehr oft spricht, verstehe ich sie von Mal zu Mal besser ( meine Frau hat immer versucht, diesen Dialekt zu vermeiden, was ihr aber manchmal nicht gelungen ist. Besonders wenn sie geschimpft hat ).
    
    *
    
    Sie lehnt sich an meine Schulter, seufzt und schließt die Augen. Ich streichele ihre Wange und küsse sie ...
«12...4567»