1. Treibjagd (4)


    Datum: 10.06.2019, Kategorien: Medien, Autor: Anonym

    ... mit dem glattgeschliffenen Lindenholzstiel von ihr immer vorher gut mit rot eingefärbter Körperlotion eingeschmiert wird, damit er leichter und möglichst schmerzfrei durch ihre Schamlippen flutscht, wenn sie ihn ekstatisch vibrierend darin hin und her schiebt. Sie wollte dazu eigentlich immer frisches Hühnerblut, aber bisher konnte ich ihr das erfolgreich ausreden. Infektionsgefahr. Ob sie heute Wildschweinblut verwendet?
    
    Marga, wenn es dein Blut ist, dann bitte ich dich sie zu…
    
    Ich denke diesen Gedanken nicht weiter, weil mir gerade ein Einfall kommt.
    
    Das wäre doch meine Gelegenheit zur Flucht!
    
    Wenn ich mich jetzt mit Mehl einstäube und so als weißes Gespenst durch den halbdunklen Saal husche, dann würde das doch wohl jeder für einen teil der Inszenierung halten, oder nicht? Alle starren doch auf Ines. Das ist es!
    
    Wie hatte Rainer gesagt?
    
    Einfach nur oben den Schieber ziehen und das Mehl kommt heraus.
    
    Also los!
    
    Unten blitzt eine Flamme auf. Jemand hat den Feuerkreis mit Stern entzündet.
    
    Eine mächtige Stichflamme rast über den Tisch und entzündet die Kerzen.
    
    Teuflische Tamburin-Takte, begleitet von höllisch hellen, schrillen Hexenschreien.
    
    Ines tanzt im Feuerkreis.
    
    Ich ziehe den Schieber. Das Mehl rutscht aus dem Trichter an mir vorbei, wallt in Wellen die Treppe hinunter und schwillt zu einer riesigen wabernden weißen Wolke aus Mehlstaub an.
    
    Eine Riesenfaust packt mich, die Erde scheint auf mich zu zu kommen. Ich werde von der ...
    ... Druckwelle hochgerissen und zur Seite, zum Fenster hin geschleudert. Ein schier endloses Fallen, Aufklatschen in kaltem Wasser, hilfloses Rudern in schlammigem Grund. Stille.
    
    Tiefes vergessen.
    
    Aufwachen. Schmerzen in der Schulter. Türenklappern.
    
    „Guten Morgen! Na, endlich erwacht? Wir wissen ja leider noch nicht einmal wie Sie heißen. Aber das findet sich schon. Sie sind ja jetzt endlich über den Berg..
    
    Hier ist übrigens die Zeitung. Habe ich für Sie aufgehoben. Da steht was über Sie drin, glaube ich.“
    
    Was, wie? Über mich steht was in der Zeitung?
    
    Ich lese mühsam:
    
    „Tödlicher Massenunfall in der alten Wassermühle an der Teufelsschlucht.
    
    Infolge von Unachtsamkeit beim Umgang mit Feuer anlässlich der Hubertusfeier einer 50-köpfigen Jagdgesellschaft fand nach Untersuchungen der Feuerwehr eine Mehlstaubverpuffung statt. Die Explosion zerstörte die Mühle fast vollständig und sie brannte bis auf die Grundmauern nieder. Es konnten nur zwei Überlebende geborgen werden. Ein Mann (45) und eine junge Frau(geschätzt30).
    
    Der Mann hatte sich im offenen Keller, in der Nähe der Wassertanks aufgehalten. Die Frau wurde von der die Explosion durch ein Fenster in den Mühlteich geschleudert. Sie liegt noch im Koma und ist nicht aussagefähig…“
    
    Langsam und schwer kommt die Erinnerung.
    
    Rainer hat überlebt?
    
    Gut.
    
    Er war wohl der einzige Gerechte, wenn man das so sagen kann.
    
    Soll ich ihn aufsuchen?
    
    Nein-
    
    Ich blicke nicht zurück.
    
    Ich bin ja nicht Lots Weib. Ich ...