1. Sklavin für ein Jahr, letzter Teil


    Datum: 19.04.2018, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byPhiroEpsilon

    ... geheißen, und jetzt hielten meine Hände ohne mein Zutun.
    
    Wieder begann der Flogger zu fallen. Links-rechts-links-Pause. Eine lange Pause ... Rechts-rechts-rechts. Was war das? Dann hörte ich ein Poltern. "Herr", rief ich. "Was ist los?"
    
    Keine Antwort.
    
    Mühselig richtete ich mich auf und wandte mich um. "Herr!" Er lag verkrümmt auf dem Boden.
    
    Ich fiel vor ihm auf die Knie und legte meinen Kopf auf seine Brust. Kein Atem, kein Herzschlag. "Scheiße!", brüllte ich. "Herr, Herr!" Ich schlug meinen Kopf gegen seine Brust doch er reagierte nicht.
    
    Kein Atem: Rettungsdienst — Herzdruckmassage — Beatmen. Mein Erste-Hilfe-Kurs fiel mir wieder ein, aber meine Hände waren auf dem Rücken gefesselt. Keine Chance, den Karabiner aufzumachen.
    
    Ich schlug noch einmal mit dem Kopf gegen ihn, nichts.
    
    Meine Gedanken rasten. Irgendwo dagegen drücken? Nein. Aufsägen? Um Himmels willen, nein. Die Bänder öffnen. Die Bänder öffnen. Die Fernsteuerung im Wohnzimmer.
    
    Ich rappelte mich auf, lief schwerfällig zum Aufzug, drückte den Knopf mit meiner Nase und stieg ein. Noch nie war mir die Fahrt nach oben so lange vorgekommen.
    
    Oben angekommen raste ich zu dem Ständer mit dem Glaskasten und stieß ihn in voller Fahrt um.
    
    Er kippte, aber der Kasten war zu stabil. Statt zu zerbrechen schlidderte er über die Fliesen bis zum Kamin.
    
    "Nein, nein, nein!", brüllte ich. Musste denn alles schiefgehen? Ich konnte doch nicht dagegentreten, sonst würde ich mich vielleicht so schwer ...
    ... verletzen, dass ich gar nichts mehr tun konnte.
    
    Mein Blick fiel auf das Kaminbesteck. Ich holte tief Luft, stellte mich davor und fummelte mit den Händen auf dem Rücken den Schürhaken heraus.
    
    "Bitte, lieber Gott, lass das klappen", sandte ich ein Stoßgebet zu Himmel. Ich nahm den Griff des Schürhakens in beide Hände, kniete mich neben den Glaskasten und schwang meinen ganzen Körper herum.
    
    Klirr!
    
    "Danke, Gott."
    
    Ich fummelte zwischen den Scherben nach der Fernsteuerung und drückte den Knopf. Ein Klicken, und alle Bänder fielen von mir ab.
    
    Ich sprang auf, schnappte mir das Telefon und rannte wieder Richtung Aufzug. "Notruf! Was kann ich für sie tun."
    
    "Stefan Hoffmann", keuchte ich, "sechsundfünfzig Jahre, Atemstillstand, kein Herzschlag."
    
    "Wo sind Sie?"
    
    Die Aufzugtür öffnete sich viel zu langsam.
    
    Ich ratterte die Adresse herunter. "Ich mache das Tor auf", sagte ich, "und das Garagentor. Die sollen rufen, wenn sie da sind. Ich bin im Keller und leiste Erste Hilfe."
    
    "Wissen Sie, wie das geht?"
    
    "Ich habe meinen Führerschein noch nicht so lange." Damit legte ich auf.
    
    Die Spiegeltür glitt zur Seite. Ich rannte zum Tablet, öffnete die Türen und auch die zweite Tür des Aufzugs, rannte zu meinem Herrn, fiel auf die Knie und stürzte mich geradezu auf ihn. Hände verschränken, auf die Brust und dann ... "Ha, ha, ha, ha. Staying alive, staying alive." Das doofste Lied aller Zeiten, aber so hatten sie es uns im Kurs beigebracht.
    
    Jeder Takt einmal drücken. ...
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