1. Die Chefin hat Probleme


    Datum: 04.07.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byspkfantasy

    ... kurz die Stirn und kommentierte meine Antwort knapp:
    
    „Das ist in der Tat ein Grenzfall. Das berechtigt mich aber gegenüber der Krankenkasse, Ultraschall bereits jetzt zur Abklärung einzusetzen. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind."
    
    Ich nickte. Natürlich war es mein Ziel. Ich wollte Gewissheit haben. Die sollte ich auch schon während der Untersuchung bekommen. Er zeigte auf einen Punkt im Bild, der für mich im wirren Muster der schwarz-weißen Linien nicht auffällig schien.
    
    „Frau Schwarz, es ist eindeutig und ohne Zweifel. Im Ultraschallbild kann das geübte Auge dies feststellen. Sie bekommen ein Baby."
    
    Ich war dem Arzt dankbar dafür, dass er nicht den üblichen Glückwunsch aussprach. Wenn ich verheiratet wäre, hätte ich vermutlich Freudentränen gehabt bei einer solchen Nachricht. Jetzt war das bestenfalls eine zwiespältige Angelegenheit. Eine alleinstehende Mutter zu sein, ist schon nicht einfach -- und als Abteilungsleiterin in einer stockkonservativen Firma noch viel weniger. Oh, natürlich war selbst in dieser Firma keine Frau wegen Schwangerschaft gekündigt worden. Das wäre illegal.
    
    Aber es gab subtile Methoden in dieser Firma, die untreue Ehefrauen und schwangere Alleinstehende schnell im Kommunikationsfluss und auch sozial ausgrenzten. Man wurde zu Meetings nicht mehr eingeladen - manche jungen Frauen wurden in ein Büro mit verheirateten, sehr katholischen Frauen jenseits der fünfzig versetzt. Merkwürdigerweise erhielten auch alleinstehende ...
    ... Frauen mit Kind nie eine Rückkehr in eine adäquate Position angeboten, es sei denn, sie heirateten noch in der Schwangerschaft den Vater des Kindes. Es gab eben keinen Betriebsrat.
    
    Und was würde ich René sagen? Einem formal noch verheirateten Mann zu sagen, dass seine Geliebte trotz seiner Verhütung per Kondom schwanger wurde, würde garantiert unschöne Diskussionen auslösen. Zudem ich natürlich, wenn ich ehrlich war, zugeben musste, dass ich bei meiner unregelmäßigen Periode durchaus an diesem Freitag noch hätte fruchtbar sein können. Er konnte mir so tatsächlich vorwerfen, meinen Teil der Verhütung nicht eingehalten zu haben.
    
    Natürlich kam mir bei all diesen Komplikationen auch sofort der Gedanke an eine Abtreibung in den Sinn. Dabei hatte ich immer Abtreibungen als den notdürftigen Ausweg der jungen, dummen Mädchen betrachtet, die nicht rechtzeitig an Verhütung dachten. Nun war ich selber in dieser Lage. Ich brauchte Zeit, um mir das alles zu überlegen.
    
    Am nächsten Morgen war mir klar, dass ich unbedingt mit René sprechen musste. Ich mochte nicht die gläubigste Katholikin sein, aber Abtreibung war sicherlich nicht etwas, was ich leichtfertig entscheiden würde. Wahrscheinlich würde es aber genau das sein, wonach er als Erstes fragen würde oder vielleicht auch das Bestreiten der Vaterschaft. Warum musste das mir passieren -- und ausgerechnet jetzt? Seine erste Reaktion war hingegen absolut nicht das, was ich erwartet hatte.
    
    12. René
    
    Der Anruf von Johanna am Samstag ...
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