Die Chefin hat Probleme
Datum: 04.07.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byspkfantasy
... war erwartet gewesen. Vor zwei Wochen hatten wir uns für dieses Wochenende verabredet, da ich ausnahmsweise mal etwas länger in Deutschland war. Dass sie mir für das vorige Wochenende nicht zugesagt hatte, war nicht ungewöhnlich. Sie war halt nicht immer ‚verfügbar'.
Ihre Stimme klang doch unerwartet. Sie hatte mich in ihre Wohnung eingeladen, was bisher noch nie passiert war und ihre Stimme hatte einen bedrückten Tonfall gehabt. So als ob sie mir etwas Unerfreuliches beizubringen habe. Ich hatte sofort an Murphy's Gesetze gedacht und Häufung von unerwünschten Ereignissen. Hatte ich sie mit dem letzten Rollenspiel emotional überfordert? Zwei Absagen von Geliebten hintereinander - kam nun die dritte?
Es schien so zu sein, denn sie bat mich an den Speisetisch im Esszimmer zur Besprechung und nicht nebeneinander auf die Couch, was kein gutes Zeichen war. Sie trug ein einfaches, rotes Hauskleid. Was sie mir dann sagte, war auch keine gute Nachricht, aber nicht die erwartete Absage:
„René, ich weiß nicht, wie ich es diplomatisch sagen kann. Ich habe von meinem Frauenarzt eine unerwartete Mitteilung erhalten. Also, ich will nicht drum herum reden. Ich bin schwanger."
Meine erste Reaktion war Erleichterung, weil es eben keine Absage war -- und vielleicht war sie daher etwas unangemessen, aber es war eben das erste, was mir in den Sinn kam:
„Dann brauchen wir kein Kondom mehr zu benutzen -- und es braucht keine Unverfügbarkeit mehr zu geben!"
Sie sah mich an und ...
... bekam große Augen. Ihr Tonfall war nicht ohne Schärfe, als sie reagierte:
„Ist das alles, was Du dazu zu sagen hast? Immerhin wirst Du der Vater dieses ungeborenen Kindes sein, wenn es in gut acht Monaten geboren wird!"
Diese bissige Bemerkung sagte mir alles über ihren angespannten Gemütszustand. Vorher hatte ich ihre Gereiztheit damit verbunden, dass sie mir beibringen wollte, dass sie das letzte Mal dazu gebracht hatte, mir ‚Adieu' zu sagen. Gleichzeitig sickerte es bei mir ein, dass ihre Mitteilung nicht minder große Änderungen als eine Trennungsansage bedeutete.
„Entschuldigung, Johanna, das war die reine Überraschung, die aus mir gesprochen hat. Natürlich werde ich Dich unterstützen. Ich bin ein Mann, der seine Verantwortung kennt. Ich habe diese Typen nie gemocht, die plötzlich ihre Verantwortung abstreiten. Zum Babymachen gehören zwei -- und es sind Mann und Frau, es ist nicht die zukünftige Mutter allein. Seit wann weißt Du es denn?"
Sie seufzte leicht auf und erzählte mir, dass sie es seit gestern wisse. Sie hätte erst einmal darüber schlafen müssen. Ich hörte den Stress in ihrer Stimme. So stellte ich die Frage, die ich stellen musste, auch wenn ich sie diplomatisch verpackte:
„Johanna, ich weiß, dass Du aktuell beruflich sehr angespannt bist. Das macht es sicherlich nicht leichter. Möchtest Du denn gerne zu diesem Zeitpunkt ein Kind bekommen?"
Aua, da hatte ich aber in ein Wespennest gestochen. Sie verlor ihre Fassung komplett und schrie mich ...