1. Die öffentliche Probe


    Datum: 20.04.2018, Kategorien: Anal Reif Autor: AlexanderVonHeron

    So gut war die Probe nun gar nicht, sagte ich mir, was da an Klanglauten zu hören war. Aber drum probte man ja auch, um dann bei der wirklichen Aufführung besser zu performen. Die hier, Maria vor allem, die musste noch einiges proben, stellte ich fest. So sang man Bernstein nicht, nicht die West Side Story und nicht die berühmte Antwort, die auf »Maria Maria« zu folgen hatte.
    
    Vielleicht schüttelte ich nicht nur innerlich den Kopf, weil die schwere Tonfolge nicht so getroffen wurde, wie ich es in genauer Erinnerung hatte. Nein โ€“ ich bin nicht Sängerin, schon gar nicht Musical. Ich spiele nun auch kaum mehr am Klavier zur eigenen Gesangsbegleitung, weil mir die Zeit dazu fehlt.
    
    Und auch das Klavier โ€“ seit ich โ€ฆ aber scheiße noch mal, eigentlich wollte ich daran gar nicht denken in dem jetzigen Moment.
    
    Eigentlich hatte ich nur meinen Kopf zerstreuen wollen. Abstand gewinnen von all dem, was mir die letzten Tage und auch schon Wochen davor ganz besonders das Leben versaute.
    
    Ja โ€“ alles klar. Beziehungsprobleme.
    
    Scheiße โ€“ auch klar. Und ja, da bin ich sicher nicht die einzige. Natürlich โ€“ ich weiß. Und er war auch nicht der einzige, der für mich bestimmt wäre. Auch klar. Und โ€“ wer weiß, da stand noch alles offen. Versöhnung, Trennung, was neues โ€“ alles klar: das war ich im Geist schon hundert Mal oder so durch gegangen. Was heißt denn hier hundert. Tausend Mal wohl โ€“ einer Manie gleich, dass mir das Hirn förmlich zerriss.
    
    Musik โ€“ ja, das galt immer als ...
    ... Ablenkung. Dabei war es gar nicht geplant, dass es mich hier her in den Schlossgarten verschlagen sollte, wo es langsam zu dunkeln begann. Klar, dass ich von den Proben hier gewusst hatte โ€“ aber eher war es für mich, an der Luft zu sein.
    
    Die Wohnung, die ich seit gestern bezogen hatte, war noch sehr spartanisch und leer. Gerade mal die Toilettesachen und eine Garnitur Wäsche, die in einen Handkoffer eben passte. Und mein Laptop dazu, klar โ€“ das war schon mein eigentliches Arbeitsinstrument geworden.
    
    Und ja โ€“ so schwer es war, aber meine Simkarte hatte ich heraus genommen, eine neue erstanden. Über die andere da war nun wohl schon die Mailbox übergegangen. Wer anrief und was der Inhalt war, das wusste ich ohnehin. Von wegen »Nun sei doch nicht so!« und »das war doch nichts ernstes« und dann sicherlich auch noch »aber sie bedeutet mir doch gar nichts« โ€ฆ aber gebumst hatte er sie sehr wohl. Die Schlampe, das Luder aus der Vorlesung. Nicht nur einmal, sondern schon seit etlichen Monaten. Und ich dumme Kuh hatte das gar nicht so recht mitbekommen โ€“ peinlich, lächerlich. Nein, ich spionierte nicht nach, weil ja jeder wusste, wie weit er oder sie gehen konnte โ€ฆ und was davon verträglich war für eine Ehe.
    
    Scheiße โ€“ fast ein viertel Jahrhundert, das da irgendwie am Spiel stand. Und doch โ€“ die Kinder groß und ohnehin schon fast alle in dem Sinn aus dem Haus โ€ฆ also โ€ฆ was sollโ€˜s. Was war es dann wohl noch, das ihm bedeutete, mit mir weiter zusammen zu leben โ€ฆ die Wäsche, die ich machte. ...
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