Weihnachten- ein fiktives Fest
Datum: 06.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... denn auf diesen Bildern sah sie ihre Mutter und Pierre und sie sah auch meine Hütte, die alte Bank, auf der Pierre oft saß, wenn er mich besuchte und plötzlich weinten, lachten und umarmten sich Pierre und Ulrike. Das Personal und die anwesenden Gäste standen um unseren Tisch und wenn auch nicht alle die Sprache verstanden, das was hier geschehen war, verstanden alle. Pierre hielt Ulrikes Hände fest, streichelte seine Tochter und keiner sprach ein Wort, bis die Beiden von selbst ihr Schweigen brachen.
„Paul, ich möchte dieses Weihnachten doch nicht in meinem Haus feiern. Könnten wir zu Deiner Hütte fahren? Ich wünsche mir, dass ich dieses Fest dort feiern darf, wo alles begann, auch wenn Marie es nicht mehr erlebt.“
Diesmal umarmte ich den alten Pierre und weil mir die Tränen kamen, nickte ich nur. Ulrike und ihre Mutter liefen auf ihr Zimmer, packten einige Sachen zusammen und nach wenigen Minuten standen sie wieder vor uns. Madam Justine, die Hotelchefin, überreichte uns eine ganze Kiste Champagner, ich fuhr mit den Dreien noch zu Pierres Haus und wir holten die Weihnachtsleckereien. Danach ging es erst einmal zur Hütte. Pierre ging voran, er hielt Ulrike an der Hand, als ob sie gerade laufen gelernt hatte und zeigte ihr sein altes Reich, das Liebesnest von Marie und Pierre, das auch das Zuhause von Ulrike hätte sein können.
Gemeinsam mit Helen heizte ich alle Öfen an, wir schmückten den großen Wohnraum mit dem Wenigen, was ich an Weihnachtssachen hatte und auf den ...
... Platz auf der Bank von Pierre und Ulrike legte ich das weichste Schaffell, welches ich fand. Mit Helen bereiteten wir das Abendessen vor, dann betraten Vater und Tochter den Wohnraum, Kerzen leuchteten, leise Musik spielte, das Kaminfeuer flackerte und wie bestellt, begann es leicht zu schneien. Nach dem Essen erzählte Pierre leise die Geschichte seiner Liebe zu Marie, wie sie begann, wie sie tragisch endete und nun doch zu einem glücklichen Abschluss kam. Während der ganzen Zeit lagen die alten Bilder von Marie und
Pierre auf dem Tisch und immer wieder schweiften unsere Blicke zu diesen Bildern. Längst saß Helen dicht an mich gekuschelt, Ulrike streichelte ihrem wieder gefundenen Vater über die Hände und sein weiß gewordenes Haar und kurz vor Mitternacht traten wir vor die Hütte und lauschten den Glocken, die aus dem Tal herauf klangen und die frohe Weihnachtsbotschaft verkündeten.
Zum ersten Mal in meinem Leben bekam Weihnachten eine ganz andere Bedeutung für mich.
Wir waren uns sicher, dass wir uns nie wieder trennen würden, Helen küsste mich lange da draußen im Schnee und Vater und Tochter sahen den tanzenden Schneeflocken zu, schauten in das Dorf hinunter, wo alles hell erleuchtet war.
Am nächsten Morgen fuhren wir alle in die Kirche, für mich eher ungewöhnlich und für Ulrike und Helen auch, aber Pierre wollte der heiligen Jungfrau eine Kerze stiften. Bei Betreten der Kirche stand die gesamte anwesende Gemeinde auf. Sie beglückwünschten Pierre zu seinem wohl ...