Weihnachten- ein fiktives Fest
Datum: 06.10.2019,
Kategorien:
Kunst,
Autor: Anonym
... ich sie her.“
„Nein Junge, Du brauchst sie nicht holen, wir fahren hin. Wartet bitte einen Augenblick, ich ziehe mich nur kurz um.“
Nach einigen Minuten stand Pierre in seinem besten Anzug vor uns, den Wintermantel angezogen und seine Mütze keck auf seinem weißen Haar vor uns und drängte zum Aufbruch. In wenigen Minuten waren wir im Hotel angekommen und wurden dort überrascht begrüßt, denn Pierre kam selten in dieses Hotel, weil er eigentlich alles hatte und wenn er in eine Gastwirtschaft ging, dann lieber im Dorf. Dort war er mehr unter seinen
Landsleuten. Ich erkundigte mich nach Frau Baumann. Sie saß gerade im Cafe des Hotels und genoss ihren Nachmittagskaffee und las dabei eine Zeitschrift. Pierre beobachtete Ulrike von weitem und da er sie nur im Profil sah, ging er etwas weiter in das Cafe, öffnete dabei seinen Mantel und seine Finger fuhren hinter den Kragen seines Hemdes, als ob ihm der Kragen die Luft abschnürte. Langsam näherte er sich Helens Mutter und als er vor ihr stand, verbeugte er sich, schaute ihr in die Augen und wieder schimmerten Tränen. Höflich bat er darum, Platz nehmen zu dürfen und Helens Mutter schaute sich fragend um, sah uns im Hintergrund stehen, wir hielten uns an den Händen und starrten fasziniert auf die Szene, Helen nickte ihrer Mutter zu und diese rückte Pierre einen Stuhl zurecht und bat ihn sich zusetzen. Pierre schaute Ulrike lange an, unfähig ein Wort zu sagen, stand dann auf und umarmte Ulrike, küsste sie auf die Wangen und ...
... wieder stammelte er etwas von seiner Liebe Marie. Endlich gingen wir auch an den Tisch, setzten uns neben die Zwei und die Bedienung schaute uns fragend an. Ich schüttelte den Kopf und leise zog sich meine Kollegin zurück. Doch am Tresen versammelten sich langsam einige Angestellte und sogar die Chefin des Hauses stand neben ihren Angestellten. Alle ahnten, hier geschah etwas Ungewöhnliches, noch nie Dagewesenes und es wurde ganz still im Raum. Die restlichen Gäste schauten ebenfalls zum Tisch und Ulrike wurde es langsam unangenehm, als Pierre sie nach ihrem Geburtstag fragte, dem Namen ihrer Mutter und nach ihrem Großvater. Ulrike war im September 1947 geboren, nur einige Wochen nach der Rückkehr der Mutter aus französischer Internierung, eigentlich war ja nur ihr Opa interniert, aber die Mutter war noch minderjährig und so blieb sie wohl bei einem französischen Bauern und lebte dort von Ende 44 bis zu ihrer Rückkehr. Sie musste wohl irgendwo hier im Süden gelebt haben, denn ihre Mutter erzählte ihr immer, der Opa war in Grenoble interniert und sie konnte ihn wohl manchmal besuchen. Es kann also nicht weit weg gewesen sein und irgendwann verliebte sich die Mutter wohl und das Resultat war dann sie. Doch bevor sie geboren wurde, mussten ihre Mama und der Großvater das Land verlassen und so kamen sie wieder in die Heimatstadt der Mutter, nach Dresden.
Pierre zog aus seiner Jackentasche eine alte Brieftasche, legte einige vergilbte Fotos auf den Tisch und nun erschrak Ulrike, ...