1. Das Bangkok Syndikat 08


    Datum: 16.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bySena78

    ... griff sie zum Digital-Wecker und stellte dessen Countdown-Funktion auf zwölf Stunden ein.
    
    „Du kannst wieder weinen, vielleicht hilft es dir ja dieses Mal."
    
    In Noris Worten war zwar kein Hohn gelegen, aber tiefe Enttäuschung. Sie stand auf, ging zur Tür und ließ ihn in seiner demütigenden und unbequemen Lage allein.
    
    Tief in den Weiten ihrer Gedanken gefangen, verließ sie das Gebäude. Es reute sie keinesfalls, was sie ihm angetan hatte, dazu war sie ohnehin schon lange nicht mehr in der Lage.
    
    Doch weshalb provozierte er sie immer noch? Warum verstand er einfach nicht, was sie sich von ihm wünschte? Sie musste ihm doch reichen, er genügte ihr doch auch.
    
    Die Dominas am Eingang grüßten Nori ehrfurchtsvoll, sie aber schenkte ihnen weder Beachtung noch ein Wort.
    
    Eine Weile stand sie an der Treppe, hielt etwas Abstand zu den anderen Frauen und hing weiterhin ihren Gedanken nach. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem Jungen in ihrem Zimmer zurück. Sie hätten jetzt zusammen im Bett liegen, sich küssen, streicheln und miteinander schlafen können. Warum nur tat er ihnen das an?
    
    Erneut stieg Wut in ihr auf. Sie würde ihm gegenüber mehr Härte zeigen müssen, wenn er es anders nicht verstehen wollte.
    
    „Was machst du hier draußen, Nori? Wohin gehst du denn?"
    
    Die Domina drehte sich zur Tür um, entdeckte Jasmin über ihr auf der Treppe.
    
    Sie antwortete nicht. Auch diese Rothaarige war nichts als ein höriges Werkzeug der Organisation, würde sie bespitzeln und ...
    ... ebenfalls daran zu hindern versuchen, auszusteigen.
    
    „Was ist los? Ist es wegen deinem Freund?"
    
    Nori fuhr herum und sah die rothaarige Weiße böse an. Jasmin lächelte, es war ihr insgeheim eine Genugtuung, dass sie mit ihrer Vermutung scheinbar ins Schwarze getroffen hatte.
    
    „Warum hast du den Doktor geschlagen? Er wird sich über uns beschweren. Ich sag dir gleich, sollte Hr. Wang sich melden, dann rückst du das wieder gerade. Du! Nicht ich! Hörst du?"
    
    Nori antwortete wieder nicht, drehte sich stattdessen von Jasmin weg, hatte die Befürchtung, dass sie sich sonst nicht länger würde beherrschen können.
    
    „Jetzt sag schon, warum bist du so ausgeflippt? War es wegen der beiden Deutschen?"
    
    „Sechzigtausend. Für beide zusammen!"
    
    Jasmin schien erstaunt zu sein.
    
    „Du hast für John allein mehr bekommen und der ist Soldat gewesen."
    
    Nori wandte sich zu Jasmin um, ihr Blick war nach wie vor schneidend.
    
    „Sag mir, ob sie mich gehen lassen werden!"
    
    Die Rothaarige nickte.
    
    „Das werden sie. Sonst verlieren sie ihre Glaubwürdigkeit und alle im Geschäft ihre Motivation. Du kennst doch Herrn Wangs Sicht. Einen kleinen Spalt Licht und Hoffnung muss man jedem offenhalten, damit er Leistung bringt. Und du wärst schließlich nicht die Erste, die sich hier freigekauft hat, Nori."
    
    „Und du? Was hält dich hier noch?"
    
    Jasmin blickte unsicher auf die Thai-Domina hinunter.
    
    „Wohin sollte ich denn gehen?"
    
    Nori verstand diese Frage nur zu gut. Sie selbst hatte sie sich auch ...