1. Dunkle Hochzeit Ch. 01


    Datum: 24.10.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byPoppingTom

    ... verdammt lange gebraucht, um diesen Job zu finden, ich häng an ihn, und wenn DU überhaupt einen Job hättest, könnt ich mir auch was für weniger suchen.“
    
    „Mann, ja, is ja schon gut.“
    
    „So, und jetzt lass mich bitte in Ruhe.“
    
    Eric ging entnervt mit einen geflüsterten „Oh Mann“ ins Wohnzimmer.
    
    Wieso war sie eigentlich mit jemanden zusammen, der wegen ihr „Oh Mann“ sagte? Früher hatte sie das nicht gestört, Eric war sonst ein netter Kerl, man hatte Spass miteinander. Man liebte sich. Jedenfalls dachte sie das. Sie mochte seine ungezwungene Art, seine Leichtigkeit, sein Selbstbewusstsein. Und ja, er sah natürlich auch gut aus. Den Rest, da war sie sich immer sicher, würde sie schon irgendwie hinkriegen.
    
    Aber heute hatte jemand für sie sein Leben weggeschmissen. Dieser Jemand kannte Eric nicht, und hatte trotzdem sein Wesen offensichtlich bis aufs i-Tüpfelchen erkannt und ihr die Wahrheit ins Gesicht geschleudert. Sie wollte es nicht wahrhaben, sie wehrte sich innerlich, aber diese böse Wirklichkeit biss sich überall durch und piekte an Stellen, wo sie nicht hinkam.
    
    Im Radio lief leise „Grenade“ von Bruno Mars. Sie liebte dieses Lied abgöttisch, aber erst heute schien sie richtig hinzuhören.
    
    ...
    
    Wenn mein Körper Feuer fangen würde
    
    würdest du zugucken, wie ich verbrenne
    
    du sagtest, du liebst mich, du Lügnerin
    
    Doch du hast es nie nie nie getan.
    
    Aber ich würd immer noch eine Granate für dich auffangen
    
    würde meine Hand in ein Schwert für dich ...
    ... werfen
    
    Würde mich vor einen Zug für dich schmeissen
    
    ...
    
    Warum musste dieser Kerl das so ergriffen singen? Sie sah ständig Roberts wütendes Gesicht, wenn er sang. Ja, Robert hatte sich bestimmt irgendwann auch so gefühlt. Aber er hatte nicht gejammert, hatte keinen Song über sein Leiden geschrieben. Obwohl sie das wirklich beeindruckt hätte. Nein, er war ausgebrochen. Mit all dem Hass und der Verachtung, die er für diese Welt noch übrig hatte. Ausgebrochen, um ein Stück von ihr zu bekommen. Mit dem Wissen, dabei zu sterben.
    
    ….aber du würdest nicht dasselbe tun.....
    
    Warum klang das wie eine Ohrfeige? Warum sollte sie sich für irgendjemanden auf der Welt vor den Zug schmeissen? Das klang ja ganz schön, aber eigentlich war es hirnrissig. Würde Eric das tun? Eric war ja nicht mal bereit, sich für sie einen Job zu suchen, und wenn er auch noch so wenig Geld einbrachte. Er konnte ja nicht mal ein einfaches „Nein, heute nicht“ akzeptieren, ohne dass es in Streit endete. Und sie ? Für ihn vor einen Zug schmeissen? Blödsinn. Sie verstand nicht, warum Männer meinten, sowas tun zu müssen. Es war dumm. Und wenn man das aus Liebe tat, war es erst so richtig dumm.
    
    ….Nein, nein, du würdest nicht dasselbe tun.....
    
    Würde sie sich für Robert vor einen Zug schmeissen? Naja, sie hatte ihn immerhin nicht angezeigt. Das war weit mehr, als er erwarten konnte. Und Robert? Ja, der hatte heute wegen ihr sein Leben weggeschmissen. Der hatte nichts mehr. Der würde sich wahrscheinlich ...
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