Dunkle Hochzeit Ch. 01
Datum: 24.10.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byPoppingTom
... sicher, ihn nicht zu kriegen. Als er dann plötzlich seine Konditionen sagte und meinte „Ich seh dich dann Montag“, da wäre sie ihn am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn abgeknutscht.
Er sah durchaus gut aus. Eigentlich, wenn er so locker vor ihr stand, sah er richtig zum Anbeissen aus. Er hatte was von Brian Molko, den Sänger von Placebo, aber wo dieser sensibel, androgyn und ein bisschen intellektuell wirkte, da wirkte Robert, wie er hiess, düster und wütend wie ein Pitbull. Es war diese leichte Wut in seinem Gesicht, die sie faszinierte. Es war eine Wut, in die man sich verlieben konnte. Die man knuddeln und beruhigen wollte. Doch sie sah, dass jeder Versuch von ihr, die Situation etwas aufzulockern und ihm etwa näherzukommen, nur dazu führte, dass er abblockte, unnahbarer wurde. Als ob er sie nicht wolle.
Ja, wenn sie wenigstens gewusst hätte, dass er nichts von ihr wollte. Aber genau darüber war sie sich mit der Zeit immer weniger sicher. Es gab so diese Momente, wo er nach ihr guckte, und sie ihn genau in die Augen sah. Und sie sah dort mehr als Interesse an ihrer Arbeit. Ein glühendes, geradezu verzehrendes Verlangen. Mehr als einmal gab es diesen Moment, wo sie sich beide ansahen, und die Zeit schien für einen Augenblick stillzustehen, und zwischen ihren Blicken bildete sich eine mysteriöse Sorte Antimaterie, die irgendwo in einer von vier Dimensionen eine Art Implosion mit unglaublicher Sogwirkung losknallen lies, die sie beide nicht sehen, sondern nur ...
... spüren konnten, das aber mit solcher Wucht, dass es sie jedesmal fast umhaute und sie sich unweigerlich fragte: Was um Himmels Willen war das grade? Er bekam es durchaus auch mit. Aber letztendlich blickte er immer wieder weg. Nicht uninteressiert, sondern resigniert, verärgert.
Sie hatte deshalb eines Tages beschlossen, etwas weniger aufreizend zur Arbeit zu kommen. Aber vielleicht hatte sie es auch übertrieben. Sie kam in Armeehosen, weissen „Zoo Safari“-Schlabber-T-Shirt, auf dem demonstrativ ein brauner, dreckig wirkender Tatzenabdruck zu sehen war, in Schnürstiefeln und mit bemüht hilflos unordentlich hochgesteckten Haaren. Doch nach ein paar Schritten in dieser Boutique, wo sie selbst schon merkte, dass diese Sorte Kleidung irgendwie nicht hier hineinpasste, war er angekommen, hatte sich breitbeinig vor sie gestellt, irgendwie grimmig, irgendwie leicht belustigt geblickt und ganz langsam und deutlich zu ihr gesprochen.
„So, Mädchen, und jetzt drehst du dich um und fährst ganz schnell nach Hause. Und wenn du wiederkommst, will ich dich in etwas ordentlichem sehen, was deine Beine zeigt. Ich will Haare sehen, als ob du gleich mit deinen Freundinnen ins Vision gehst, und nimm bloss diesen pinken Lippenstift ab, der entstellt dich richtig. Am besten gar keinen Lippenstift. Hast du mich verstanden ?“
In den Schreck, dem Gefühl, beinahe den Job verloren zu haben, hatte sich kurzzeitig ein anderes gemischt. Dieses ruhige, dominante, absolute von ihm hatte etwas, was ...