Dunkle Hochzeit Ch. 01
Datum: 24.10.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byPoppingTom
... heute wegen ihr vor den Zug schmeissen.
Der Gedanke schlug in ihr ein wie eine Granate und riss sie hoch. Verdammt, nein, das durfte er nicht! Sie musste ihn aufhalten. Irgendwie.
Sie zog die Jacke an und rannte raus auf die Strasse. Vor bis zur Pulaski Road. Doch je näher sie der Hochbahn kam, desto sinnloser erschien ihr, was sie vorhatte. Eigentlich wusste sie gar nicht, was sie vorhatte. Nach ihm suchen? Ihn sagen, bitte bringe dich nicht um? Eigentlich war dass hirnrissig. Sie beruhigte sich wieder. Vielleicht hatte Eric ja Recht, und sie nahm das alles doch viel zu ernst. Herrgott, dieser Kerl hatte sie heute vergewaltigt und sie machte sich Sorgen um ihn! Vielleicht sollte sie morgen, wenn er überhaupt noch lebte, einfach hingehen und ihr Geld verlangen und sich dann schlicht und ergreifend einen neuen Job suchen. Eigentlich war das doch das einzig vernünftige. Ja, doch, jetzt, wo sie sich das überlegte, merkte sie, das war es. Sie würde sich jetzt einen Burger holen, vorne bei Chicago Wings, danach nach Hause gehen und einfach nicht mehr an ihn denken.
Sie drehte sich um, als sie direkt das Reklame-Schild am Haus anleuchtete: Hairstyle by Robert. Und am Fenster ein billiger Aufkleber „Boutique“. Der Laden war zu, wirkte tot, verlassen. Aber sie kannte den Laden, sie wusste, dass er noch lief. Irgendwie.
Verdammt, warum mach ich mir soviel Gedanken um ihn? Eric war vollkommen aus ihren Kopf verschwunden, während Robert dort einfach nicht weg ...
... wollte.
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Sie wachte viel früher auf als sonst. Sobald es hell war, stand sie auf, zog sich an. Das selbe schwarze, enganliegende, extrem beinfreie Kleid, welches sie damals bei ihrer Bewerbung getragen hatte. Ein bisschen Gel durch die Haare, so dass sie diese in eine strengere, eng anliegendere Form bringen konnte. Sie sah jetzt vom Auftreten her vollkommen ernst, fast ein bisschen düster aus. Lediglich ihre emotional glühenden Augen standen im vollkommenen Kontrast zur Perfektion dieses Bildes. Allerdings auf eine Art, die ihr selbst unglaublich gefiel. Sie hätte sich sofort genommen.
Ja, sie würde jetzt zu „Lasgo's“ gehen, ihr Geld verlangen, und danach gucken, ob sie woanders etwas finden würde. Was dieses andere sein würde, wusste sie selbst nicht genau, aber sie würde schon etwas finden, sie würde sich durchbeissen, das konnte sie, das wollte sie auch. Aber eigentlich tat es ihr in der Seele weh, die Boutique sein lassen zu müssen.
Überhaupt würde es heute morgen schwer werden, das ahnte sie. Was wenn sie ankam, und er sich irgendetwas angetan hatte? Sich erhängt hatte? Oder einfach nicht da war, nicht kam, nicht heute und nicht morgen? Wenn sie ankam, und lauter Polizeiautos davor stehen und sie ausfragen würden? Was, wenn er noch lebte, aber sich derartig mit Drogen vollgepumpt hätte, dass er nicht ansprechbar war? Selbst wenn alles in Ordnung wäre: Wie würde er blicken, wenn sie ihr Geld verlangt? Was, wenn er in Tränen ausbrach ? Sie kannte sich, sie würde mitheulen. ...