Dunkle Hochzeit Ch. 01
Datum: 24.10.2019,
Kategorien:
Nicht festgelegt,
Autor: byPoppingTom
... Gerade bei ihm. Und doch hart bleiben müssen.
Gott, sie hasste diesen Morgen schon, bevor er überhaupt richtig begonnen hatte. Sie holte tief Luft, als die Bahn bei „18th“ ankam. Biss sich auf die Lippe. Bringen wir es hinter uns, sagte sie zu sich.
-
Sie hatte mit allem gerechnet, nur nicht damit.
„Lasgo's“ sah genauso aus wie vorher. Gut, das eine Sideboard, welches er gleich zu Beginn zerlegt hatte, war nicht mehr da, aber sonst sah alles genauso aus wie vorher. Nicht mal Ansätze von Dreck. An der einen Umkleidekabine war ein ganz kleiner Riss zu sehen, aber nur, wenn man ganz genau hinsah. Eine abgebrochene Stelle an der Kassentheke war einfach mit einen Aufkleber kaschiert, es sah gut und immer noch stilvoll aus, als ob das alles so sein müsse.
Und genau dort, an der Kassentheke, stand Robert. Wie immer in Schwarz. Sein T-Shirt hatte ein weisses Zielkreuz, darüber stand „Public Enemy“. Seine Frisur war tadellos ernst, als sei er frisch vom Friseur entstiegen.
Und er lächelte. Wann hatte er zum letzten Mal gelächelt? Wenn sie ehrlich war, hatte er noch nie so gelächelt. So charmant, vereinnahmend. Sie musste auch lächeln. Dieses „Staatsfeind“-T-Shirt passte einfach treffend zu der ganzen Situation, und dass er nicht jammerte, sondern lachte und irgendwie noch Witze über sich machen konnte – das nahm irgendwie den Schwung aus dem, was sie eigentlich vorhatte.
„Ich....“
Will mein Geld. Und dann raus hier. Ja, im Kopf ist das so einfach. Aber wenn ...
... man das ganze dann sagen soll, hier in dieser Boutique, wo sie am liebsten weiterarbeiten wollte, auch einfach weiterarbeiten könnte, noch war kein falsches Wort gesprochen, noch lächelte Robert. Und wie er lächelte.
Dieses Lächeln warf ihre gesamten Pläne um.
„Du siehst verdammt gut aus. Die Kunden werden dich lieben.“
Wenn es etwas gab, wogegen sie noch machtloser war als gegen Tränen, das war gegen Lob. Was sie tat, tat sie immer, um gelobt zu werden. Wenn sie dann gelobt wurde, war es, als ob sie schweben würde. Sie musste sich selbst eingestehen, dass er ihre verdammt noch mal schwächsten Stelle getroffen hatte. Sie musste zurücklächeln.
„Ich....“
„Du kannst gleich hinter gehen und die Lieferung T-Shirts einsortieren, die vorhin gekommen ist. Ich komm auch gleich.“
Sie stand wie angewurzelt da. Nichts von dem, was sie sich vorgenommen hatte, ging mehr. Und er tat so, als sei überhaupt nichts passiert. Er hatte nur kurz auf die Theke geblickt, die er grade geputzt hatte. Dann sah er sie wieder an, und erst jetzt schien er festzustellen, dass irgendwas heute anders war.
„Du arbeitest doch noch hier, oder?“
Sie nickte. Obwohl, es war eigentlich nicht sie, die nickte. Irgendeine mysteriöse Macht in diesen Raum sorgte dafür, dass ihre Halsmuskeln sich zu einen Nicken zwangen. Nur eine Sekunde später fragte sie sich, was um Himmels Willen sie da eigentlich gerade gemacht hatte.
Sie ging in den hinteren Raum. T-Shirts auspacken. Auf Bügel hängen. Nach ...