Zwischen Lust und Liebe
Datum: 01.05.2018,
Kategorien:
Romantisch
Autor: Freudenspender
... mit dem Mann geliefert, weil ich ihm einfach meine Meinung sagen wollte. Außerdem mag ich seine Art und Weise, diese Verhandlungen zu führen, ganz und gar nicht. Dass ich von Bob die Zustimmung erhalte, mich weiter einzumischen, überrascht mich. Ich hatte Sorge, ich wäre zu weit gegangen und er könnte es mir übelnehmen.
"Wer sind Sie, dass Sie so mit mir reden", meint der Gewerkschaftsvertreter.
"Ich bin eine Freundin von Herrn Green, wie er Ihnen bereits gesagt hat. Allerdings habe ich keine Ahnung, wer und was Sie sind. Sie hatten nicht einmal den Anstand, sich vorzustellen."
"Ich bin der Vorsitzende der Gewerkschaftsvertretung und heiße Bond", sagt er nach kurzem Nachdenken.
"James Bond?", frage ich.
"Nein, Marc Bond", antwortet er.
"Sie sind also nicht im Auftrag der Queen hier", sage ich schmunzelnd. Dann werde ich wieder ernst. "Ich verstehe nicht, warum Sie nicht versuchen, ein konstruktives Gespräch zu führen."
"Mit uns hat auch niemand gesprochen. Herr Green hat uns vor vollendete Tatsachen gestellt."
"Du meine Güte, die Herren spielen also beleidigte Leberwurst", werfe ich ihm geradewegs an den Kopf.
"So kann man das nicht sagen!", protestiert er.
"Kann man nicht?"
"Nicht direkt."
"Andere Gewerkschaftsvertreter wären froh, würden sie ein derart ausformuliertes Angebot auf den Tisch gelegt bekommen", halte ich ihm dagegen. "Sie kennen nun die Alternativen. Reden wir oder nicht?"
Erneut schaut er mich verblüfft an. Er weiß ...
... nicht, was er von mir halten soll. Das sehe ich an seinen Augen, die unruhig zwischen mir, Bob und seinen Begleitern hin und her huschen. Er hat keine Ahnung, wie er mich einschätzen soll. Ich bin ihm völlig fremd, ein junges Mädchen und doch ein harter Verhandlungspartner. So hat er sich das Gespräch mit Sicherheit nicht vorgestellt und das wirft ihn etwas aus der Bahn. Auch wenn ich zufrieden bin, wie das Gespräch bisher verlaufen ist, habe ich dennoch ein flaues Gefühl im Magen. Ich bin doch nur eine Medizinstudentin. Wie komme ich überhaupt dazu, um 200 Arbeitsplätze zu verhandeln. Doch Bob scheint zufrieden zu sein. Das sagt mir sein anerkennender Blick.
"Also! Reden oder nicht?", wiederhole ich.
Als ich erneut längere Zeit keine Antwort bekomme, stehe ich auf und gehe zur Tür. Sechs Augenpaare folgen mir. In den Augen der Gewerkschafter macht sich allmählich Panik breit.
"Nein, nicht gehen. Wir können doch reden", ruft mir Bond nach.
"Das freut mich", antworte ich zufrieden. "Dann sollten wir uns auf Verhandlungen einstellen."
Ich muss zufrieden grinsen. Meine Rechnung ist aufgegangen. Ich gehe aber trotzdem weiter zur Tür und öffne sie. Die beiden Vorzimmerdamen springen sofort auf und schauen mich gespannt an.
"Bringen Sie uns bitte Wasser und, wenn die Herren wünschen, auch Kaffee", sage ich. "Von mir aus auch Knabberzeug oder Kekse. Keine Ahnung, was man zu solchen Anlässen auf den Tisch stellt."
Ich lasse die Tür offen und gehe zurück in Bobs Büro. ...