Insel der Scham - die Botschaftseröffnung Teil 2
Datum: 09.11.2019,
Kategorien:
Insel der Scham,
Autor: Luftikus
... Sie wissen doch, wie eine Frau aussieht! Ihre Eltern, der FKK Strand, das haben Sie bestimmt in Erinnerung, oder? Nun stellen Sie bitten den Korb hoch.“
Er trat mit dem Korb nah an das Regal, hoffte von der Seite einen Blick durch die Pflanze erhaschen zu können. Sie ließ ihm die Chance nicht, drehte sich mit.
Plötzlich zuckten durch das gegenüberliegende Fenster Blitze herein, ein, näher kommendes, lautes Gejohle drang in die Stille des Raumes.
„Herr Gütmer! Was ist da los?“
Der Wachmann stellte den Korb ab, ging zum Fenster. Draußen versammelte sich eine große Menschenmenge. Unzählige Arme streckten sich durch die Eisenstäbe des Zauns, hielten ihre Handys und kleine Fotoapparate hoch, um die „Botschaft der nackten Weiber“ digital zu speichern. Einer der Handwerker hatte die Nachricht eingestellt, die sozialen Netzwerke explodierten. Schon näherte sich ein Haufen junger Männer der Pforte 2.
Andreas Gütmer musste handeln. Sofort. Das wusste er aus der Erfahrung seines Streifendienstes in den nächtlichen S-Bahnen. Er trat vor die Tür.
Erika Behmkamp stand nun allein im Raum, spürte Angst, nahm alles intensiv wahr. Den Geruch der Pflanze, des Holzes, die Wärme der Sonne in ihrem Rücken. Sie sah den Korb auf den Boden. Sollte sie sich schnell anziehen? Oder würde sie erst nackt da stehen, wenn der Mob schon eindrang? Sie blieb stehen. Dort konnte sie von außen nicht gesehen werden. Die vorgehaltenen Taschen wurden schwer, ihre Handgelenke schmerzten. Von ...
... draußen hallte die laute Stimme des Wachmanns herein.
„Sie verletzen die Immunität der Sulmavischen Botschaft, da versteht Vater Staat keinen Spaß. Vorstrafe! Ein Jahr Bau mindestens!“
Die kleine Kamera in der Hand des Wachmanns tat ihr übriges. Die jungen Männer zogen sich zurück.
Andreas Gütmer kam zurück. Ihre Handgelenke, sie schmerzten. Er verriegelte von innen die Tür.
Diese vermaledeit schwere Aktentasche sank ihr herunter. Er drehte sich um, sah ihre rasierte Scham, die feinen langen Lippen.
Das Klingeln seines Diensttelefons auf dem Schreibtisch holte in aus seinen Träumen.
Erika Behmkamp wollte im Boden versinken. Einem Wachmann die eigene Scham zu präsentieren. Sollte sie nun, da er es schon gesehen hatte, den Hilferufen ihrer Handgelenke nachgeben, und die Aktentaschen kurz ablegen? Nein. Sie wird nicht so weit unter ihr Niveau sinken! Sie wird durchhalten. Unter großer Anstrengung bedeckte sich Erika Behmkamp, sah zu dem Wachmann, der am Telefon unaufhörlich nickte.
„Ja Exzellenz.“ Es folgte eine kurze Pause. „Ja Exzellenz.“ Er legte auf, drehte sich der jungen Anwältin zu. Diese Schultern. Schlank, fein, weiblich, dazwischen eine weiße Perlenkette. Dazu der Gedanke, dass sie hinter der Dokumentenmappe nackt war, Andreas Gütmers Sinne verwirrten sich in diesem Anblick. Er merkte nicht, dass er lange da stand, ohne etwas zu sagen.
Mit den immer schwerer werdenden Taschen, dehnte sich für Erika Behmkamp jede Sekunde zur Ewigkeit aus. Mit einem ...