1. Dunkle Magie - Leseprobe


    Datum: 11.11.2019, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byJoanWilbury

    ... würde, war telefonieren. Ich musste dringend die Polizei anrufen. Und meine Eltern.
    
    Beim Gedanken an Mama und Papa kamen mir fast die Tränen. Sie mussten verrückt sein vor Sorge. Bald bin ich wieder zu Hause, schwor ich ihnen in Gedanken. Keine Angst, mir geht es gut.
    
    Und Serafina ging es zum Glück auch gut. Besser als mir auf jeden Fall.
    
    Ich bemerkte, dass sie mich verstohlen aus dem Augenwinkel ansah. So gut es ging, versuchte ich ein offenes Lächeln.
    
    „Ist irgendwas?"
    
    „Du hast so komische rote Flecken am Hals", sagte sie.
    
    Erschrocken griff ich mir an die Kehle, bevor mir einfiel, was sie meinte. Dank Sam mussten schöne Würgemale meinen Hals zieren.
    
    „Nichts Schlimmes", antwortete ich ausweichend. „Nur 'ne Allergie."
    
    Daraufhin fragte sie mich nichts mehr. Es war mir recht. Mir war nicht wirklich nach einem Gespräch zumute.
    
    Die Straße kam mir endlos vor. Mit dem Auto oder auch mit dem Fahrrad sind drei Kilometer eine lachhafte Strecke, aber zu Fuß? Vor allem, wenn man allein in einer gottverlassenen Gegend unterwegs ist und versucht, ein Kind und sich in Sicherheit zu bringen.
    
    Hinter uns hörte ich ein Auto. Ein erleichtertes Lächeln zog über mein Gesicht. Ich konnte den Fahrer anhalten und bitten, uns nach Poggenrade mitzunehmen, am besten gleich die Polizei anzurufen!
    
    Ich blieb stehen und streckte den hochgehaltenen Daumen aus. Der Wagen kam näher, es war ein roter Toyota... er wurde langsamer!
    
    „Oh ja", flüsterte ich, „bitte!"
    
    Auf ...
    ... unserer Höhe blieb das Auto fast stehen, aber als ich Serafina bei der Hand nahm und zu ihm lief, gab der Fahrer plötzlich Gas und raste mit quietschenden Reifen davon.
    
    „Arschloch!", brüllte ich ihm hinterher.
    
    Völlig verstört blickte das Kind mich an.
    
    „Was denn?", schnauzte ich. „Er hätte uns mitnehmen können! Dieser verdammte Penner hält sich wohl für ganz witzig."
    
    Serafina zog energisch ihre Hand aus meiner.
    
    „Warum bist du so böse?", fragte sie kläglich.
    
    „Komm weiter", sagte ich brüsk.
    
    Ich hatte langsam keine Kraft mehr, freundlich zu sein. Nicht, nachdem Sam mich gedemütigt hatte, mir an die Wäsche wollte und mich eben fast umgebracht hätte.
    
    Ich setzte mich wieder in Bewegung, fast zu schnell für das Mädchen, das mit seinen kurzen Beinen nur mühsam mit mir Schritt hielt. Die Zufahrt zum Haus lag schon ziemlich weit hinter uns zurück. Es konnte nicht mehr allzu lange dauern, bis wir das Dorf erreicht hatten.
    
    Noch drei weitere Autos fuhren an uns vorbei. Ich versuchte jedes Mal, sie anzuhalten, aber keiner der Fahrer machte auch nur die geringsten Anstalten, abzubremsen. Ich regte mich nicht mehr auf. Vielleicht war es auch besser so.
    
    Gerade als die ersten Häuser hinter einem kleinen Waldstück in Sichtweite kamen, blieb Serafina stehen.
    
    „Ich kann nicht mehr!", sagte sie weinerlich.
    
    Ich legte ihr den Arm um die Schultern und drückte sie leicht. Überraschenderweise ließ sie es sich gefallen.
    
    „Schau mal, da vorne", versuchte ich sie ...