Head over Heels Ep. 02
Datum: 29.12.2019,
Kategorien:
Schwule
Autor: byLysyana
... Sollte zuvor auch nur ein Funken Zweifel in mir geglommen haben, so war mir jetzt klar, dass ich ihn nicht länger verheimlichen konnte. Es war beschlossen, ich würde es meiner Familie sagen. Nur nicht jetzt gleich. Das konnte ich Jonas nicht antun. Erst, wenn er aus dem Haus raus war. Erst, wenn er den Brief gelesen hatte. Erst, wenn es Sommer war.
Francis legte seine Hand auf meine und ich schaute kurz zu ihm hinüber.
„Das wird schon.", flüsterte er und warf einen Blick nach hinten. Jule war bereits nach wenigen Sekunden eingeschlafen.
„Wisst ihr was es wird?"
„Nein. Sie will nichts von ihrem Arzt hören. Nur ob es gesund ist. Bis jetzt ist es das. Ich darf nicht einmal bei den Ultraschallbildern dabei sein. Sie will es mich nicht sehen lassen."
„Verständlich, Herr Doktor."
„Ich bin kein Arzt. Noch nicht."
Damit war es für die nächsten Stunden still. Nur das Radio spielte leise Musik und verkündete in Richtung Norden einen Stau nach dem anderen. Ich würde Francis irgendwann in der Nähe von Kassel wecken, sollte sich bis dahin der Schneefall etwas gelegt haben. Mittlerweile kroch ich mit knapp 30 Stundenkilometern über die eingeschneite Fahrbahn. Wenigstens ging es voran, wenn auch nur kriechend.
*** 27. Dezember, 20 Uhr ***
Da war sie. Ich konnte sie endlich sehen. Es hat mich ja auch nur 28 Stunden meines Lebens gekostet dorthin zu gelangen. Und als ich die endlich erblickte, hätte ich am liebsten geheult. Wir fuhren einfach daran vorbei. Ich ...
... glaube Francis wurde langsamer, stoppte fast, nur um mich zu ärgern. Er fuhr einfach weiter, weiter die Straße hinunter, um die nächste Ecke und da endlich hielten wir an. Ein kleines Backsteinhaus ganz im Stil der sechziger Jahre gehalten. Normalerweise mit einem kleinen Garten davor. Im Augenblick lag dieser unter etwa sechzig Zentimetern Schnee. Bei bestem Willen, aber so viel Schnee habe ich noch nie gesehen, jedenfalls außerhalb vom Skiurlaub.
Ich stieg aus, half Jule aus dem Wagen und warf ihre Koffer mehr auf den Gehweg, als dass ich sie stellte. Ich umarmte die beiden und legte den Rückwärtsgang ein. Yanto schlief noch immer auf dem Beifahrersitz. Ich hatte das Gefühl, als ich langsam die völlig eingeschneite Straße entlang fuhr (im Grunde war es mehr ein Kriechen über den Zentimeterdicken Schnee, der zum Glück zum größten teil beiseite geräumt wurde oder aber platt gefahren war), dass er mehr oder weniger die gesamte Höllenfahrt verschlafen hatte. Hinter Kassel waren wir auf der Strecke geblieben. Kein Streusalz mehr vorhanden, keine Schneepflüge, die die Autobahn freihielten. Zu allem Übel schneite es und schneite es bis wir heute Morgen in Zwanzig Zentimetern standen, die mehr als nur die Autobahn lahmlegten. Als wir endlich heute Mittag weiterfahren konnten, waren die Autobahnen hinter Kassel wenigstens einigermaßen frei und wir schafften es bis jetzt nach Hause. Nur um zu merken, dass auch hier der Winter zugeschlagen hatte. Gut, dass wir an der Hauptstraße ...