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Ein Leben in Bedrangnis Neubeginn 05
Datum: 28.01.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byachterlaub
... dies nie zum Anlass genommen, uns deswegen gegeneinander auszuspielen oder gar unangemessene Bemerkungen zu machen. Kurz nach Schulbeginn war die erste Klassenpflegschaftssitzung mit der neuen Lehrkraft angesetzt. Mein Erstaunen war groß, als ich den Klassenraum betrat. Es war jene Lehrerin, die ich für mich Barbara genannt hatte. Sie erkannte mich sogleich und sprach mich auf unsere gemeinsame Zugfahrt an. Dann erzählte sie mir, dass sich kurzfristig die Gelegenheit eröffnet habe, von der privaten Mädchenschule in den öffentlichen Schuldienst zu wechseln. Ihr habe der Unterricht in der Grundschule ohnehin immer besser gelegen als der Umgang mit Halbwüchsigen. Von Elisabeth hatte sie bereits nach den ersten Unterrichtstagen den besten Eindruck. Diese Worte sprudelten nur so aus ihr hinaus. Irgendwie kam es mir so vor, als ob ich und meine Tochter für sie der Anker in einer für sie neuen Umgebung seien. Denn sie hielt mich noch nach dem Ende der Veranstaltung für einige Augenblicke in ein Gespräch gefangen. Dabei erzählte sie sogar, dass sie alleinstehend sei. Ich war erstaunt. Denn ich hatte doch damals bei ihr am rechten Ringfinger diesen kleinen Ring mit Diamanten bemerkt. Darauf angesprochen lachte sie kurz auf und meinte nur, den habe sie sich anlässlich ihres zehnjährigen Dienstjubiläums gegönnt. Und mit einem vielsagenden Augenaufschlag fügte sie hinzu, dass es ihr zwar nichts ausmache, allein zu leben, aber nach zwei Jahren würde sie gerne wieder einen ...
... Partner haben. Sie hoffe, dass die neue Umgebung ihr da bessere Chancen biete. Ich habe diese Gelegenheit dann sogleich wahrgenommen und mich mit ihr auf das nächste Wochenende verabredet. Barbara hieß diese Frau nicht, wie ich nun wusste. Ihre Eltern hatten sie Gundula genannt. Wir hatten uns in einem Lokal zum Abendessen verabredet. Als Gundula den Raum der Gaststätte betrat, hätte ich sie beinahe nicht wiedererkannt. Sie trug ein luftiges naturfarbenes Leinenkleid. Ihre Schuhe steckten in hellbraunen Pumps. Um den Hals hatte sie eine mit Holzkugeln bestückte Kette geschlungen. Was sie geradezu jugendlich aussehen ließ, war eine leichte Tönung der Augen in hellem Blau. Auf die Lippen hatte sie einen Stift von hellem Rosa aufgelegt. Anders als bei unserem Treffen im Zug trug sie heute offensichtlich einen Büstenhalter. Denn sie zeigte ihren Oberkörper in wohlgerundeter Form. Den Abend mit ihr habe ich sehr genossen. Gundula schien mir sogleich eine äußerst angenehme Person, mit der ich mir durchaus eine engere Beziehung vorstellen konnte. Sie wirkte in ihrem Auftreten und Gehabe nie zickig oder affektiert. Die äußerliche Schlichtheit und Eleganz entsprach durchaus ihrem Wesen. Gundula erzählte von ihrer Leidenschaft, fremde Länder kennen zu lernen. Sie war bereits im Regenwald Südamerikas. Auch Asien hatte sie bereits mehrmals bereist. Lediglich die Vereinigten Staaten hatte sie noch nicht besucht. Sie wollte gerne eine Reise durch die Staaten und vielleicht sogar ...