1. Was du nicht siehst


    Datum: 19.02.2020, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: bymitternachtigal

    Ich öffne die Augen. Ganz langsam. Die Sonne scheint mir entgegen und küßt mich wach. Wohlige Wärme auf meinem Gesicht und auf meinen schlanken Armen. Verschlafen blinzle ich dem hellen Licht entgegen, während dieses sich nach und nach in die Kontur eines großen Fensters verwandelt.
    
    Ich fühle mich, als hätte ich tausend Jahre geschlafen, während meine Augen noch träge das lichtdurchflutete Fenster begutachten. Es ist schön hier, es ist... Hier?!
    
    Shit!
    
    Wo bin ich?
    
    Schlagartig bin ich hellwach. Liege da wie versteinert. Nur meine Augen schweifen hektisch hin und her. Diesen Raum habe ich noch nie zuvor gesehen! Was zum Teufel mache ich hier? Wie bin ich hierher gekommen?
    
    Vorsichtig richte ich meinen Kopf auf und sehe mich um. Ich liege in fast diagonaler Richtung in einem üppig großen Doppelbett.
    
    Scheiße! Ist hier vielleicht noch wer? Ich halte inne. Mucksmäuschenstill. Lausche nach irgendwelchen Geräuschen. -- Aber ich höre nur, wie der Wind durch das geöffnete Fenster die Gardinen zum flattern bringt, und wie der Lärm der Straße nach oben dringt.
    
    Ich sehe mein verschmiertes Make-up auf meinem Kissen. Daneben ein zweites Kissen. Der Form zufolge hat dort mit Sicherheit ein Kopf gelegen, stelle ich fest. -- Mein Kopf oder ein anderer Kopf?
    
    Vorsichtig hebe ich die Bettdecke an und schaue an mir herab: Ich habe obenrum nichts an. Ich hebe die Decke ein kleines Stück weiter: Ich bin völlig nackt.
    
    Panik.
    
    Plötzlich merke ich, daß es sich zwischen meinen ...
    ... Beinen ganz klebrig anfühlt und eigentlich mein ganzer Körper irgendwie zu kleben scheint. Und es riecht unangenehm -- ich rieche unangenehm. Oder bilde ich mir das nur ein?
    
    Ganz ruhig, Mädchen, es gibt sicherlich eine ganz plausible Erklärung für das alles. Aber warum verdammt nochmal weiß ich nicht, wie und warum ich hierher gekommen bin? Und wo ist dieses „hier" überhaupt?
    
    Ich muß hier weg! Sofort!
    
    Energisch schleudere ich die Bettdecke zur Seite und springe aus dem Bett. Ein kontrollierender Blick auf das Bettlaken. Dieses feinstrukturierte Muster verschiedener Grautöne könnte alle möglichen Spuren verschlucken. Ich sehe nichts, daß meine wilden Gedanken und Ängste belegen oder entkräften könnte.
    
    Aber in meinem Schritt zeigt sich ein anderes Bild: Meine Schamlippen kleben ganz merkwürdig und unangenehm zusammen, und von den Oberschenkeln bis zum Bauchnabel fühlt sich alles irgendwie rauh und klebrig an.
    
    Und es riecht. Streng, eklig! Ich weiß nicht wie oder wonach, aber es ist nicht mein Geruch.
    
    Panik. Angst. Verzweiflung.
    
    Wurde ich...?
    
    Mein Puls rennt. Ich muß hier raus!
    
    Wo sind meine Klamotten?
    
    Ein großer Sessel, eine Kommode, unendlich viel weicher Teppich soweit ich sehen kann; alles ist sauber und aufgeräumt -- nur meine Klamotten sind nicht da!
    
    Die Tür steht einen Spalt offen. Ich zögere. Was erwartet mich dahinter? Oder wer? Ich bin mir nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will...
    
    Aber der einzige Weg fort von hier führt durch ...
«1234...10»