Unter ihrer Uniform
Datum: 20.02.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... weiß nicht, was mich vorgestern geritten hat.« Dabei legte er das kleine eingeschlagene Päckchen vor sie auf den Schreibtisch.
»Ich schon.« sagte sie tonlos, während sie das Päckchen öffnete und darin kramte, ob alles derartig war, wie sie es von ihm erwartete. Offenbar ja, denn jetzt lächelte sie. »Etwas, das die Männer schon seit Äonen von Jahren reitet.« Dabei zwinkerte sie und schmunzelte etwas, wobei sie aufstand und neben den Schreibtisch vor ihn trat.
Damit war sich zufriedenzugeben. Er würde sie nicht fragen warum sie gestern nicht zur Arbeit erschienen war. Vielleicht war sie auch nur weggeblieben, um ihm an seiner eigenen Unruhe vor Augen zu führen, wie dämlich er sich benommen hatte.
»Ich fürchte, ich muss mich ebenso entschuldigen,
Herr
Wessels«, wobei sie das »Herr« sarkastisch betonte, »ich habe mich hinreißen lassen, Sie zu demütigen...«
»Frau Siewers, nein...« unterbrach er sie, in Überzeugung seiner Schuld,
»...und das stand mir nicht zu.« sprach sie ruhig zu Ende.
Er schwieg zustimmend. Sie wollte einen Ausgleich schaffen, obwohl sie beide wussten, dass er den ersten großen Schritt in eine falsche Richtung getan hatte. Das war entgegenkommend.
»Ich war wohl etwas außer mir...« Unmerklich schweifte ihr Blickfokus durch ihn hindurch, bevor sie sie sich mit unschuldigem Lächeln wieder fing. »Und bitte nennen Sie mich Johanna.« fügte sie schließlich nach einer kurzen Pause hinzu, in der sie sich ehrlich in die Augen sahen, und ...
... streckte die Hand aus, gleichermaßen zur Versöhnung wie zur Bekräftigung des Dus.
»Ja, verständlich. Til.« erwiderte er nur und schlug ein, sehr erleichtert, welch harmonischen Ausgang das Gespräch nahm. Sie würden weiterhin zusammenarbeiten können. Vielleicht würde sie das gemeinsame Geheimnis sogar noch zusammenschweißen. Als Kollegen.
Paneolus' Büro lag ganz am Ende eines niedrigen Gebäudetraktes einer Seitenstelle am Rande der Innenstadt -- ein Umstand, den sie offensichtlich damit wettzumachen suchte, jeden ihrer Untergebenen zu jeder Uhrzeit und Lappalie herzubeordern -- Eine Reihe von Untergebenen, an die er sich nun anstellte. Als der letzte Speichellecker endlich die geriffelte Glastür verließ, empfing ihn seine Kommissarin mit ihrem ewigen, berechnenden Lächeln.
»Endlich sind Sie da, Herr Wessels.« Sie sah kaum auf, während sie einige Dokumente wegsortierte.
Wessels vermutete, dass der Schreibtisch zu jeder Zeit zu pedantisch frei war, und sie ihn allein damit ärgern wollte, dass sie nun Papiere hin und her schob.
»Ich hatte mit Ihnen um Elf gerechnet.« Die stillose Wanduhr an der Seite ging gegen viertel vor Zwölf. Der ganze Raum wirkte auf kalte Art generisch, austauschbar, als perlte jede Art von menschlichem Einfluss davon ab, doch es gab keinen Grund, auf die der Tropfen hätte fallen können.
Sollte das ein Witz sein? Nicht einmal sie konnte so dreist sein! »Ich habe eine geschlagene Stunde vor ihrem Büro gewartet, dass ich endlich durch ...