1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... ihrem Gesicht zu erkennen, den er aber ebenso für eine weitere kätzliche Spielerei halten könnte. Einen viel zu langen Moment ruhten ihre Augen nur auf seiner gefallenen Latte, grotesk umgeworfen wir ein geschändeter Totempfahl aus Gummi. Dann erst schwand dieser Ausdruck von keuschem Erschrecken mit einem zielbewussten Aufklären ihrer Gesichtszüge. Abermals legte sie dieses verruchte Grinsen darauf, das Til elektrisiert seinen Arm in die Widerstandskraft der eisernen Handfessel ziehen ließ.
    
    »Hat mein gefesselter Ritter noch nicht genug?« spöttelte sie mit Schulmädchenmiene und strich sich durch die Enden imaginärer Mädchenzöpfe, direkt auf ihrem Brustansatz. Dieser Anblick heizte Til wieder ordentlich ein -- ein Ächzen entrang sich seiner Kehle und ein warmes Kribbeln schoss erneut durch die Adern seines Unterleibs.
    
    Johanna brachte sich in Stellung und begann ihre Bluse aufzuknöpfen. Trotz ihres erotisch selbstbewussten Auftretens -- ihr Dessous war wie immer mustergültig aufreizend -- schien Til ihr Striptease zu unbeholfen, dass er sein Bewusstsein hätte darin unschuldig aufgehen lassen können. Sie erinnerte ihn an eine Teenagerin, die sich für ihren ersten Freund ein Pornovideo eines Stripteases angesehen hat und nun die Bewegungen nachahmt -- unsicher und bis zu einem gewissen Grad sogar unwillig, weil sie spürt, noch gar nicht bereit zu sein, ihren Körper derart zu instrumentalisieren. Für seine suchenden Augen.
    
    Trotzdem verfehlte der erotische Tanz seine ...
    ... Wirkung auf ihn nicht: Seine Erektion schwoll erneut an, woraus er glaubte, sie immerhin eine Befriedigung ziehen zu sehen, und seine Augen bannten sich blinzellos auf die Kuppe ihrer noch verhüllten Brüste. Eine Hülle, die Knopf um Knopf zur Seite glitt -- dahinter und daneben immer riskanter geschwungene Linien aufdeckend -- schließlich ein leiser Rückhalt, bevor die verstärkte Knopfleiste den knorpelharten Widerstand der Brustwarzen überstemmte --
    
    bring bring.
    
    In diesem Moment klingelt das Telefon --
    
    sein
    
    Telefon, das auf dem Nachtisch seinen hellen Schein in das Halbdunkel projizierte und dessen durch das Holz multiplizierte Summen Tils aufgereizte Nervenenden malträtierte, als führe sie mit einem angespitzten Kamm quer über seine Brust.
    
    »Verdammt!« murmelte Til. »Lass's klingeln.« Nur unwillig öffnete er seine Augen dem unangenehm blau infusionierten Licht, das seine ganz eigenen kalten Schatten um Johannas Brustkorb warf. Sie dagegen stand erstarrt wie zur Salzsäule da und beäugte den elektronischen Störenfried mit Schrecken, der hartnäckig seine Klingelei fortsetzte in ihr jähes Schweigen hinein.
    
    »Na dann gibt schon her.« grummelte Til schließlich -- Er kannte die Kollegen gut genug, um zu wissen, dass sie nicht abließen, bevor man nicht vorbeikam und ihnen den Feierabend verbrieft auf den Schreibtisch knallte. Johanna schien ihn nicht gehört zu haben, jedenfalls rührte sie sich nicht, Daumen und Zeigefinger noch wie aus dem Rhythmus geflogen auf jenem ...
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