1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... Polizeikluft so heiß aussah; das dicke Polyester verdeckte ihre üppigen Reize gerade gut genug, um das Verlangen danach anzufachen. Ihre scharfen Lippen standen leicht vorgestreckt, rot und wartend, während sie die Augen sinnlich ziellos umherstreifen ließ, um dieses oder jenes mit einem mädchenhaften Verziehen der Mundwinkel zu belohnen.
    
    Ein Blickkontakt reichte zur Begrüßung; »Frau Siewers.«
    
    Ohne viele Worte zu verlieren gab er ihr mit einem Wink zu verstehen (am liebsten hätte er sie direkt bei der Hand genommen) im hinab zum Parkplatz zu folgen. Sie sollte direkt lernen, dass man es mit der Förmlichkeit hier nicht so eng nahm. Mit keiner Geste ließ sie sich anmerken, ob sie das kleine Erektions-Malheur von gestern überhaupt mitbekommen hatte. Aber wie hätte sie das übersehen können? Er verstand nicht wirklich, warum es ihn selbst so verdammt beschäftigte, ob sie seinen Penis nun tatsächlich gesehen hatte oder nicht. Jedenfalls ertappte er sich dabei, immer wieder in ihrem Blick nach diesem einen, verräterisch spöttischen Blitzen zu suchen, während sie gemeinsam im alten Passat durch die winterstarren Straßen des Bezirks kurvten und warteten, dass die Klimaanlage ihnen den Nebel vor den Mündern vertrieb.
    
    Neugierig blickte Johanna sowohl in die Schaufenster hinter dem am Dienstagmorgen mäßig begangenen Bürgersteig wie auch im zugepackten Innenraum umher, während sie ihn oftmals wie zufällig mit ihrem Blick streifte. »Gemütlich.« kommentierte sie die Stapel von ...
    ... Unordnung um sie her - Verkehrskellen, abgespulte Absperrbänder, Haufen von irgendwelchen Dokumenten, Pfeifen, Eiskratzer, Brotkrümel und ein leeres Holster. Oder meinte sie doch das Beisammensein in der langsam auftauenden Kabine? Ihm fiel auf, dass sie ihre Dienstwaffe noch nicht ausgehändigt bekommen hatte. Er beteiligte sich an der Maskerade und schaute mal hierhin, mal dorthin, meist jedoch heimlich in die Jacke seiner Beifahrerin, dort, wo er Ihren Busen erahnte, ihre ranken Beine hinan, oder auf ihre Lippen -- höher traute er sich nicht, aus Angst, sie könnte ihn ertappen. Ob sie die Jacke öffnen würde, wenn er die Heizung noch ein wenig höher drehte?
    
    In dem Moment piepte der Funk.
    
    »Wessels?« Es war Jörg von seiner eigenen Abteilung. Er schien sich jedoch nicht im Büro zu befinden, denn er musste gegen Windgeräusche anreden. Trotzdem meinte Wessels in seiner Stimme Verunsicherung herauszuhören; Menschenkenntnis gehörte zu den Grundfertigkeiten eines guten Kommissars. Er schwieg, Jörg wusste, dass die Verbindung stand. »Wie es aussieht haben wir nen neuen Fall, Wessels, Mord, recht eindeutig.«
    
    »Eindeutig? Sie wissen doch wohl, dass Mord niemals eindeutig ist.« Er versuchte, einen Seitenblick von Johanna zu ernten.
    
    »In diesem Falle... na ja, sehen Sie es sich selbst an, es ist...«
    
    Es folgte eine kurze Stille, auch die Windgeräusche waren mit der Funkverbindung verstummt. Jetzt blickte sie tatsächlich herüber, allerdings beunruhigt.
    
    »Mendanstraße 34-36, es ...
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