1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... sein rechtes Handgelenkt löste, bevor sie mit klackernden Absätzen hinter dem Chaos der invasierten Küche verschwand.
    
    9
    
    Wessels suchte seine zugestaubte Kleidung zusammen. Paneolus hatte das geschickt angestellt, indem sie sich Vorsprung gegeben hatte, da er sich erst selbst befreien musste. Er hatte noch nie so viel Mühe gehabt, seine Füße zu erreichen, wie eben gerade, als er die Fesseln abschnallte. Kein Wunder -- denn das Beugen seiner Hüfte führte zwangsläufig auch über seine ausgelaugte Scham.
    
    Da er, als er im Treppenhaus kurz aus dem Fenster schaute, auf der nächtlich verwaisten Straße sein Dienstauto nicht mehr parken sah, sorgte er sich schon, nach Hause laufen zu müssen. Doch tatsächlich erwartete ihn direkt vor der Haustür, fast vom Widerschein der Straßenlaternennacht verschluckt, Dr. Paneolus in ihrem schwarzen Mercedes-Dienstwagen.
    
    In stummem Einvernehmen stieg er ein und sie fuhren los. Paneolus schien sich kein Stück zu genieren, obwohl ihre Bluse voller faustgroßer Flecken leckte, ihre Haarspitzen verklebt auf ihrer Schulter wuselten und sie überhaupt vollends nach Männersperma stank. Wie eine vollgespritzte Schlampe, die ihren benutzten Zustand im Gegenteil noch begrüßte.
    
    Ganz anders als die
    
    Leitende
    
    Kommissarin, deren Rolle in diesem Fall sie wohl angenommen hatte. Hatte müssen -- er wäre nun sonst tot.
    
    Die Novembernacht ließ sie über ihren frostpolierten Straßen unbehelligt. So kamen sie gar nicht erst in die Verlegenheit, sich ...
    ... verschwörerisch zublicken zu müssen, wenn Jemandem ihr zerpflügtes Äußeres durch die Windschutzscheibe auffiele.
    
    Schweigsam, aber von Wärme, Zufriedenheit und kribbelndem Nachatmen erfüllt, hielten sie vor Tils Zuhause.
    
    »Frau Dr. Paneolus --« setzte Til an.
    
    Sie drehte ihren Kopf herüber, zuvor hatte ihr leicht wehmütiger Blick nur in die Straße gestarrt.
    
    »Ich danke ihnen. Für alles.«
    
    Auch für den Blowjob.
    
    Am Anflug ihres erleichterten Grinsens erkannte er, dass Sie diese Worte, wenn auch nicht ausgesprochen, mitvernommen hatte.
    
    Ihre Brust schwoll mit Stolz, betonte dadurch nochmals mehr im Parklicht die feuchten Flecken. »Gute Nacht, Kommissar Wessels. Ich erwarte Sie morgen zur Besprechung im Präsidium.«
    
    Und mit diesen nüchternen Worten verließ sie ihn auf dem Bürgersteig. In ihrem warmen Blick voll Zärte, unschuldigen Mädchenzweifel und Hoffnung, war längst schon alles gesagt.
    
    Der nächste Morgen war kühl. Ein harscher Wind wehte ihm entgegen, als er auf die Straße trat in seinem langen Herbstmantel, aber es trug der Wind keine trockenen Blätter mehr, sondern nur noch die neblige Verheißung auf ersten Schnee. Auch der Innenhof des Polizeipräsidiums schien von Blättern wie gereinigt, auch wenn Wessels sich nicht erinnern konnte, dass hier jemals eine Kehrmaschine der Stadtreinigung eingebogen wäre. Eine fahle Bläue schien die Welt einzufassen, selbst seine eigene Haut, seine Hände widerschienen ausgetönt und Wessels beeilte sich ins Büro zu treten. ...
«12...575859...63»