Unter ihrer Uniform
Datum: 20.02.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byEmaSen
... fußte erstarrt auf der Schwelle zum Flur und schien seinen Blick nicht wahrzunehmen.
»Frau Siewers?« redete er sie besorgt an. Offenbar war sie in einen Schockzustand geraten - dabei hatte er sie doch extra gefragt, ob sie schon die ersten Mordfälle hinter sich gebracht hatte; Wessels gab allerdings zu, dass er selbst diese Leiche nur schwer verkraftete.
Eine geradlinig aussehende Frau mit grauem Blazer und streng zu einem Pferdeschwanz gebundenen blonden Haaren trat auf ihn zu, verharrte aber, als sie das schockierte Mädchen gewahrte. Sie sah ungewöhnlich zuständig aus in dieser Unordnung eines Tatorts. Er musste Johanna hier herausbringen. Die Gedanken an den Dank, den er sich gerne von ihr ausmalte, versuchte er für jetzt zu verbannen, ohnehin steckte ihm die schreckliche Szenerie buchstäblich im Nacken.
»Sie schaffen das doch hier allein, ja?« stotterte er an die hinter ihm stehen gebliebene Kollegin. Scheinbar war er der einzige, der hier noch irgendeine Bewegung hielt, selbst einige SpuSis hatten innegehalten um die Szenerie an der Tür zu beschauen. »Ich muss Frau Siewers hier auf die Wache zurückbringen.« Er genoss es, sich als Beschützer darzustellen, tadelte sich aber im nächsten Moment, ihren Namen so laut in die Runde gebracht zu haben. Nicht, dass man noch ihren Ruf als Polizistin schädigte. Den Heinis von der Spurensicherung war alles zuzutrauen.
Im Treppenhaus ließ sie sich konsterniert in seine Arme fallen, zurück auf dem Bürgersteig dann umarmte ...
... Johanna ihn intensiv und so lange, dass es ihm fast etwas gezwungen vorkam. Trotzdem fiel alles blutige Nachsinnen von ihm ab und er gab sich ganz dem schlanken, warmen Körper an ihm hin. Selbst danach drückte sie sich nur eine Elle von ihm ab und säuselte:
»Vielen Dank Til. Ich war wohl etwas außer mir.« Sie lächelte, doch ihre Augen standen voll Tränen. Nahm sie der Mord so sehr mit?
Er freute sich, dass sie ihn duzte, obwohl er es nicht angeboten hatte. Die direkte Nähe zu ihr ließ ihn den Tatort bereits vergessen und eröffnete beinahe schon wieder einen anderen Tatort unter der Gürtellinie. Was war an ihr, das ihn so sexualisierte? Ihr heißer Atem umfloss sein Kinn wie ein feuchter Frühlingsschauder. Wie tiefe Sternenzelte fokussierten ihn ihre Augen, er sah sie einen Moment überlegen, dann küsste sie ihn mit einem weiteren gehauchten »Danke« auf die Wange, bevor ein Schluchzer aus ihr herausbrach und sie in den Wagen flüchtete. Alle Strapazen der vergangenen Bürozeit und die plötzliche Hektik ob des Mordfalls fielen von seinen Schultern. Er war nur noch... dankbar für ihre Zuwendung und es brannten auf einmal zwei Feuer in ihm: In seiner Brust und zwischen seinen Schenkeln. Ob sie wohl wusste, wie sehr sie diese Feuer kontrollierte? Sie schien ganz schön außer sich. Dabei war alles was er sich von ihr wünschte, die Flammen nur weiter anzufachen, bis sie hoch in sein Gehirn schlugen und alle Gedanken um irgendwelche Mordfälle verbrannten. So stieg er in den Wagen und ...