1. Unter ihrer Uniform


    Datum: 20.02.2020, Kategorien: Romane und Kurzromane, Autor: byEmaSen

    ... sie fuhren zurück auf die Wache.
    
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    »Ich fühle mich irgendwie... dreckig und ich friere - hat es hier Duschen?« fragte Johanna zögerlich, als sie in das Hauptgebäude eintraten und die Rezeption passierten. Die Autofahrt hatte sie schweigend verbracht und sichtbar an sich halten müssen, dass keine weiteren Schluchzer aus ihr herausbrachen. Doch fürs Erste schien sie die Weinkrämpfe zurückgedrängt zu haben und bedachte ihn nur noch ab und zu mit feuchten, aber dankbaren Blicken. Irgendwo hörte man das leise Rattern eines Kopierers, sonst lag der Flur still vor ihnen und auch die meisten abgehenden Büroräume waren bereits verschlossen. Hier in dieser Stille kam es auf einmal über ihn, dass er die bloße Anwesenheit des ranken, durchbluteten, lebevollen Körpers neben ihm schon genoss und er grinste glücklich. Sie hatte die Uniform bereits geöffnet und er konnte beim Gehen das gelenke Spiel ihrer Hüfte beobachten.
    
    »Was ist?« Sein Gesicht machte sie misstrauisch.
    
    Nicht schon wieder solch ein Ausrutscher! Sie dachte wohl, er genösse ihre Verletzlichkeit. Oder gar, sie sich beim Duschen auszumalen. Was ja genau betrachtet auch stimmte. Aber er würde das ja nicht wie ein pubertierender Lüstling derart offen vor sich her tragen; wobei er sich, im rechten Licht betrachtet seit Johannas Ankunft genau so aufführte! Er zwang sich zu einer höflichen Distanz, wie sie sich für Arbeitskollegen ziemte. Immerhin war auch unter angehenden Freunden ein wenig Distanz durchaus angemessen, ...
    ... damit sie ein wenig zur Ruhe kommen konnte. Eine heiße Dusche war da oftmals genau das richtige.
    
    »Ja, drüben, neben dem Materiallager sind auch die Umkleideräume. Dort gibt es Duschen, kommen Sie, Frau Siewers.« Ganz bewusst hatte er Johanna gesiezt. Er war nun Leitender Kommissar, verdammt! Dass man durch die Ankunft dieses Mädchens öfter Streife fahren konnte war ein erfreulicher Fortschritt, aber deswegen gleich in Anbetung zu verfallen war sicherlich der falsche Weg, eine neue Mitarbeiterin willkommen zu heißen. Falls sie das enttäuschte, verbarg sie es gut.
    
    Die Duschkabinen befanden sich an einem engen Flur, der rückseitig von einer großen, mit Spinden zugestellten Souterrain-Kammer abging, wohinein Johanna eilig mit seiner Instruktion verschwand. Vielleicht musste sie den Schreck einfach noch überwinden -- vielleicht war das Duschen ja nur eine Finte, um sich seiner Gesellschaft galant zu entledigen. Draußen auf dem Hauptflur stand eine Bank neben der Tür. Er wollte einfach noch nicht ins Büro zurück; erschöpft senkte er sich an die harte Plastiklehne, der geflieste Gang lag im Dämmerlicht, weil der Bewegungsmelder weiter hinten, am Zugang vom Treppenhaus hing. Das Verlassen des Tatorts war eine Flucht gewesen - das musste er sich ehrlich eingestehen, auch wenn Johanna ihm einen guten Vorwand geliefert hatte. Genauso hatte sie die Gedanken an den grausamen Mord sofort durch ihre Nähe und Wärme verdrängt und er hatte es dankbar angenommen. Nun aber, wo sie hinter ...
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