1. Splitternackt (2)


    Datum: 17.03.2020, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym

    ... aufzubrechen. Aber erwarte dann bitte auch nicht, dass du noch mal richtig Spaß und Freud am Leben haben wirst. Dann musst du halt nehmen, was dir deine erste dumme Liebesbesoffenheit grad beschert hat. Leider ist das dann meist eine traurige Mogelpackung mit einem Gitter drum herum, welches man „Ehe“ nennt. Dann bist du für alle Zeiten das Affenweibchen im Zoo, wo sich das richtige Leben draußen vor dem Gitter abspielt, und wo du fressen musst, was man dir vor die Füß’ schmeißt. Wenn du aber frei sein und frei bleiben willst, dann leg di jetzt da hin auf das Handtuch, mach die Beine breit und zieh dir deine Bauchschwammerln auseinander, damit ich besser sehen kann.“ So, oder so ähnlich muss wohl der Satan mit dem Jesus geredet haben, damals, als er ihn in der Wüste hat versuchen wollen. Ich war ja aber nicht so fest im Glauben, wie der Herr Jesus und bin der Versuchung unterlegen. Ich legte mich also nackert da hin.
    
    Die Claudia hat sich die Bescherung erst noch einmal genauer angesehen und sagte dann zufrieden: „Ja, Demmi, mein Mädel, das ist gut. Das Häuterl ist rundherum gut und gleichmäßig angewachsen, nicht zu dick und hat links und rechts je ein ovales großes Loch, mit einem schönen breiten Steg aus Haut dazwischen. Keine Angst, es wird kaum wehtun. Vielleicht auch gar nicht. Da sind keine Nerven drin und wenn es nicht bis in die richtige Haut einreißt, dann wirst du gar nichts davon merken. Dann packen wir’s mal an. Da, nimm einen Schluck zur Beruhigung.“ Sie ...
    ... hatte auf einem kleinen Tischchen schon alle ihre Utensilien bereit gestellt: eine große Flasche Obstler oder Zwetschgengeist mit zwei Gläsern, einen flachen kleinen Teller, eine längliche runde dicke Glasröhre, wie sie auf einer Petroleumlampe immer drauf ist, um die Flamme vor der Zugluft zu schützen und auch eine krumme Schusternadel mit einem starken langen Faden darin. Dann war da noch so ein schwarzgrauer großer flacher Wetzstein, wie man ihn zum Messer- und Sensenschärfen verwendet. Besonders wegen der Schusternadel und dem Wetzstein hatte ich Bedenken. Mir wurde leicht übel. Was will sie denn bloß damit? Will sie mich mit der Schusternadel gleich zunähen? Und zu dem Wetzstein gab es ja auch gar kein Messer zu sehen, eine Sense schon gleich gar nicht. Hatte sie die vielleicht irgendwo unter der Couch versteckt? Ich fing gleich an zu zittern, wie eine Götterspeise. „Na komm, nimm noch Einen, dann wird es gleich wieder gehen“, sagte Claudia beruhigend, „musst wirklich keine Angst haben. Und noch einen gleich hinterher, der ist gut, was? Ich nehme mir auch noch einen, wegen der ruhigen Hand. Wirst gleich sehen: eins fix drei ist es vorbei. Schön breit machen und weit auseinander halten!“
    
    „Vorbei?“ wie meinte sie das denn bloß?
    
    Dann war es aber doch gar nicht so schlimm, wie ich erst befürchtet hatte. Nicht einmal so schlimm, wie das Bohren beim Zahnarzt. Zuerst goss die Claudia einen guten großen Schluck von dem Obstler in den flachen Teller und legte die krumme ...
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