Vier Jahre Schweigen
Datum: 09.03.2018,
Kategorien:
Schwule
Autor: byRolf_Udo
... vor mich setzte. Er schien fast ängstlich darauf zu warten, dass ich mich zum gewohnten Zeitpunkt erheben würde und ihn wieder verließ, wie ich es die beiden letzten Samstage getan hatte. Aber das würde heute anders sein. Wie lange würden wir hier sitzen? Die Dämmerung brach herein, der Himmel wurde dunkler, bis der Nachthimmel die Schwärze seiner Haare hatte.
Meine Augen gewöhnten sich an die Dunkelheit, der Mond ging auf, warf feine Schatten auf sein Gesicht. Wir saßen da wie angewurzelt, und ich musste mich zwingen, nicht auf meine Uhr zu schauen. Fast zehn Stunden musste ich nun gesessen haben, als er schließlich seinerseits aufstand, sich offensichtlich dagegen sträubte, diesmal mich zu verlassen. Meine Beine waren eingeschlafen, ich knickte fast ein, als ich mich ebenfalls erhob. Er nahm sein Skateboard unter den Arm und ich folgte ihm schweigend.
Als wir den Weg erreichten, erwartete ich, dass er nun das Board fallenlassen würde, um davonzufahren, aber das tat er nicht. Er ging weiter mit dem Skateboard unter dem Arm, nur einen Schritt vor mir. Schweigend gingen wir so in Richtung unserer Häuser und ich war mehr als überrascht, als er vor seinem Haus nicht Halt machte, sondern die restlichen Meter bis zu meiner Haustür weiterging.
Wirre Gedanken schossen mir durch den Kopf, als wir mein Zuhause erreicht hatten. Er hatte dafür gesorgt, dass ich sicher nach Hause kam, und als er vor meiner Haustür stoppte, hörte ich einen leisen Seufzer. War es sein Frust, ...
... dass ich als sein wochenlanger Stalker nicht aufgegeben hatte oder seine Ärger darüber, dass er nicht aufhören konnte, sich um mich zu kümmern, so sehr er es auch versuchte?
Ich zitterte ein wenig in der kühlen Nachtluft. Ich wollte nicht, dass er jetzt ging, aber es war unausweichlich. Er drehte sich um, ging mit schnellen Schritten zurück zu seinem Haus, als wollte er, dass diese Nacht enden würde.
„Warte Nick."
Ich hielt ihn am Arm, um ihn aufzuhalten. Das brachte mir seinen eisigen Blick ein, als er meine Hand von seinem Arm schüttelte, als ob die Berührung für ihn schmerzhaft wäre. „Sorry..."
Ich steckte meine Hände in die Taschen, um ihm zu zeigen, dass ich ihn nicht mehr anfassen wollte.
„Das Tor zwischen uns, zwischen unseren Gärten, ist seit Jahren blockiert. Morgen wird es wieder frei sein. Ich verspreche es."
"Warte Nick", bettelte ich ihn fast an. Ich hatte ihm so viel zu sagen, aber nun war nicht mehr der richtige Zeitpunkt dafür.
„Danke, dass du mich bis an die Haustür gebracht hast."
Ich sah ihm nach, bis er in der Tür seines Hauses verschwunden war.
Am nächsten Morgen mähte ich den Vorgarten, dann ging ich hinter das Haus, um mein Versprechen an Nick zu erfüllen. Ich räumte den Gartenabfall beiseite, der sich vor dem Tor zwischen unseren Gärten angesammelt hatte. Nun konnte ich die Pforte öffnen. Ich ölte die Scharniere, blickte in seinen Garten. Seit vier Jahren hatte ich das nicht mehr getan.
An diesem Morgen sah ich Niklas nicht, ...