Thao
Datum: 19.04.2020,
Kategorien:
BDSM
Autor: bySena78
... war.
„Beruhige dich! Ich gehe morgen zum Arzt, einverstanden? Ich verspreche es dir!"
Thao spuckte vor ihm aus.
„Scheißen, pissen, fressen, saufen und schlafen tust du! Zu mehr reicht es bei dir nicht. Verficktes Arschloch!"
Er wollte sie aufhalten, tief erschrocken über ihren Ausbruch. Doch sie rollte schon auf ihrem Skateboard davon. Er hustete wieder in die Zeitung, knüllte sie zusammen und warf sie weg.
Thao hätte sich niemals eingestanden, dass dieser Obdachlose eine Schlüsselfigur in ihrem Leben einnahm. Sie hasste Abhängigkeiten und wenn sie auch sagen würde, dass sie den Grund dafür nicht kannte, hatte sie einfach nur Angst vor Verlusten. Dass Menschen, die ihr etwas bedeuteten, wieder gehen würden, ertrug sie einfach nicht. Es war nicht nur ihr Vater schuld daran. Auch ihre Großmutter Ha war kurz nach ihm gestorben, die Frau, die sie als eigentliche Mutter angesehen hatte. Die Alte hatte so viel durchgemacht, Jahrzehnte des Krieges, Vergewaltigung und Schändungen, aus denen ihre Tochter, Thaos Mutter, hervorgegangen war, und die Emigration in ein Land, das so anders war, als ihre Heimat. Und dennoch trug Oma Ha immer ein Lächeln im Gesicht. War freundlich zu allen Menschen, egal, ob sie es verdienten oder nicht, und freute sich aufrichtig darüber, dass kein Nachbar in ihrem Umkreis einen gewaltsamen Tod sterben musste oder von einer Landmine verstümmelt wurde.
Ihre Tochter hatte sich für sie geschämt, brachte selten Freunde mit nach Hause und ...
... verbrachte lieber ihre Freizeit in anderen Familien. Oma Ha hatte es ihr nie verübelt, doch die Enkelin dafür umso mehr. Ihre Mutter hatte nicht einmal geweint, als Oma Ha beerdigt wurde.
Thao dachte an die vielen Abende und Nächte, die sie in deren kleinen Wohnung verbracht hatte. Oma Ha hatte ihr oft vorgesungen, in einer fremden, unwirklich klingenden Sprache, mit einer Mimik, die so komisch war, dass sie ständig darüber lachen musste. Sie hatte gern ihre Zähne vergessen, was ihrer Artikulation nicht wirklich einen Abbruch tat, konnte sie doch nur gebrochen Deutsch sprechen. Dafür war sie aber für das Kind da, kochte, backte und spielte mit ihm und brachte es dann ins Bett. Für Thao war sie ein nicht zu ersetzender Verlust, genauso wie ihr Vater.
7. Wieder zu Hause
„Wo warst du? Ich habe mir Sorgen gemacht!"
Ihre Mutter warf ihr einen flüchtigen Blick zu, das Gesicht vom Bildschirm ihres Computers beleuchtet, strafte sie der Lüge. Als sie sich wieder von der schweigenden Tochter abwandte, zeigte ihr das Mädchen einen Fuckfinger, ging in ihr Zimmer und schlug die Tür zu. Ihre Mutter aber zuckte zusammen, schloss die Augen und atmete tief durch. Bis Mitte nächsten Jahres noch, dann würde sie ausziehen und irgendwo studieren gehen.
Thao legte sich aufs Bett und machte sich Musik an. Deathmetal war zu hören, böses Geschrei zu düsteren Bass- und E-Gittarenklängen, sowie das Dröhnen des Schlagzeugs. Hinter ihrem Bett stand ein breites Bücherregal, das ihr Zimmer als ...