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Karibik (5)
Datum: 30.05.2020, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym
... einem Mann. Durchtrainiert, sehr gepflegt und eingeölt, wie es schien, völlig haarlos, bis auf seinen blonden 30er-Jahre-Leni-Riefenstahl-Helden-Scheitel und mit einer Sprache, die mir für einen Vogelkundler, aber auch für einen Jung-Siegfried irgendwie deplaziert vorkam, soviel vornehme Distanz, Weichheit und Abgehobenheit lagen darin. Man hatte sofort den Eindruck, dass der nur sich selbst, und sonst niemanden lieben könnte. Na ja, ich verstand damals eben auch noch nicht viel von Ornithologen und von Vögeln. Aber so einem Mann war ich noch nie begegnet und ich war total fasziniert. Mike möge mir verzeihen. Später stellte sich dann ohnehin heraus, dass das gar nicht nötig war, eher umgekehrt. Und von den Männern dann noch der Hagen. Der war das genaue Gegenteil von dem Hagen aus dem Nibelungenlied, von dem er seinen Namen hatte. Sehr schlank und groß gewachsen, langhaarig mit Brille und lockigem Studentenbart, aber schüchtern und ausschließlich nur in seine Arbeit und in seine Vögelbeobachtungen vertieft. Weder mir noch seiner netten kleinen Kollegin konnte er in die Augen oder ins Dekollete schauen, ohne sofort zu erröten und den Blick zur Seite zu richten. Die kleine nette Kollegin: die hieß Meike, war 20 Jahre alt und hatte kurze blonde Haare, einen Igelschnitt, der aber sehr gut zu ihrem fröhlichen stupsnasigen Gesicht und zu ihren Sommersprossen um die Nase passte. Sie war mitreißend optimistisch, lustig und für alles zu begeistern. Die ganze Karibik schien ...
... ihr wie ein traumhaftes Geschenk vorzukommen. Sie erzählte uns gleich stolz, dass sie es nach 2 langen Jahren Wartezeit und vielen Schwierigkeiten endlich geschafft hatte, aus der damaligen DDR in den Westen ausreisen zu dürfen. Sie hat mit Mike dann auch gleich den ganzen ersten Abend lang Erfahrungen ausgetauscht und ihm berichtet, was es so alles Neues im Arbeiter- und Bauernstaat gab, seit er damals nach Schweden abgehauen war. Viel Gutes war es nicht. Da wussten aber alle beide und wir auch noch nicht, dass es im gleichen Jahr, im November 89 mit der alten DDR vorbei sein würde. Die Kleine war so was von selig und so was von begeistert über ihre Begegnung mit Mike, dass ich schon anfing, schwer eifersüchtig zu werden. Ich kenne doch meinen Luftikus Mike, den Großtittenglöckner von Nassau. Gerade erst war er ja die schöne Renee losgeworden, bei welcher er die dicken braunen Mangobrüste gepflückt, die runden Cellohüften am blank rasierten Zwickel gefiedelt hatte, und mir dann einreden wollte, dass da nichts gewesen wäre, der Mistkerl. Die kleine Meike hatte zwar nicht solche Riesentitten, wie Renee, aber sie sah in ihrem sparsamen Bikini einfach umwerfend aus. Zum Verlieben. Wie soll ich es sagen? Wie sieht eine zwanzigjährige, voll ausgereifte, sehr sportliche, stupsnasige immer fröhlich lachende Frau mit flachsblondem Igelschnitt schon aus? Das kann man gar nicht beschreiben, und schon gar nicht kann man beschreiben, wie die duftet, wenn die Sonne scheint und wenn ...