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Karibik (5)
Datum: 30.05.2020, Kategorien: Kunst, Autor: Anonym
... die nur einen Bikini an hat. Oh, Mike, mein Käp’ten, bleibe mir mal bloß schön auf Kurs! Da wusste ich aber noch nicht, dass die liebe Meike in den Hagen unsterblich verliebt war. Ganz unsterblich und hoffnungslos. Sie hat ihn bewundert und ging nie von seiner Seite, wie eine Blindenhündin ihrem blinden Herrchen. Und dass das Herrchen Hagen in Sachen Frauen blind war, das konnte man wirklich sehen, merken und fühlen. Ach ja, der Hagen. Den kriegte ich gleich als Ersten zu fühlen. Der schien wirklich von allem keine Ahnung zu haben. Der verstand nur was von Vögeln. Von den Flatterdingern da in der Luft, meine ich natürlich, nicht von solchen, wie mein Drachenadler einer ist. Als er damals zum ersten Mal über die Stelling an Bord gekommen war, da hatte er auch wieder die Augen nur am Himmel und beobachtete einen Schwarm Seetölpel, der in Richtung Festland flog. „Herrlich, diese vollkommene V-Form, die der Schwarm da oben hat“, sagte er gerade, da stolperte er auch schon über die untere Stufe der Treppe aufs Deck. Ich hatte ihm helfend meine rechte Hand hingereicht, aber er übersah sie, hielt sich stattdessen schreckhaft an meinem kunstvoll gewickelten indischen Verhüllungstuch fest und riss es mir völlig herunter. Weiter hatte ich darunter nichts an. Aber, anstatt jetzt auch die fast vollkommene Rechteckform von meinem Schwarm,…,äh, meiner Scham zu bewundern, lief er nur knallrot an, stotterte eine Entschuldigung und verpisste sich ganz schnell und schamhaft unter ...
... Deck. Nur der Hannes wurde der Situation gerecht und schmunzelte: „Das ist aber ein sehr praktisches Kleidungsstück, Verehrteste! Werde ich jetzt auch so nett an Deck willkommen geheißen? Das würde mich sehr freuen, Sie sind wirklich eine wunderbar natürliche und erfrischende weibliche Erscheinung.“ Eine Erscheinung war ich zwar nicht, das war ich zum letzten Mal als „Loa Agwe“ auf Paradise Island, und so sehr praktisch fand ich das Kleidungsstück nun auch nicht mehr. Deshalb ließ ich es einfach weg und reichte ihm gleich im Evaskostüm die Hand hinüber. „Sagen Sie Demmi zu mir. Sie, …, du bist der Hannes? Ich liebe abgeklärte ältere Herren, da fühle ich mich immer gleich so gut verstanden und so sicher aufgehoben.“ „Oh!“ sagte er, „und ich liebe alles, was einfach, selbstverständlich und natürlich ist, ganz besonders bei Frauen, Sie, äh, …du bist also die Demmi?“ „Ja, ich bin die Demmi, ich bin hier die Köchin, die Kajütenmamsel und außerdem die Putze. Manchmal bin ich auch die Steuerfrau.“ Da waren wir gegenseitig augenzwinkernd schon fast Freunde und blieben es auch bis zum Ende. So schnell kann das gehen. Nur bei Björn war das ganz anders. Er ignorierte ganz einfach die Stelling, die Leiter und meine freundlich ausgestreckte Hand, nahm einen kurzen Anlauf und sprang an Deck. „Ahoi! Da sind wir also!“ Das sah zwar sehr sportlich aus, aber damit war er bei mir erst einmal unten durch und bleib es auch leider, bis zum Ende. Heike lächelte zwar ein wenig pikiert, ...