1. Das Haus mit blauen Fenstern Ch. 04


    Datum: 10.03.2018, Kategorien: Erstes Mal Autor: byBenGarland

    4. Kapitel
    
    Wir hatten noch ungefähr drei Wochen, bevor Tuyet unsere Stadt verlassen und nach Hue ziehen würde. Der Sommer war immer noch heiß und schwül, aber wir setzten hatten unsere Tradition, Dienstags gemeinsam Mittag zu essen, fort. Tuyet und ich taten allerdings so, als ob wir uns nicht weiter füreinander interessierten. Einmal hatte sie aber, vielleicht um mich zu necken, das enge, graue Stretch-Minikleid wieder getragen, und sich so hingesetzt, dass ich ihren Slip sehen konnte. Das machte mich natürlich geil, aber ich schaute auch die ganze Zeit, ob das nicht jemandem auffiel.
    
    Ihre Verwandlung war schon erstaunlich. Sie war zwar noch immer die ruhige, strebsame junge Frau, die sich zu kleiden wusste, aber sie hatte in den letzten sechs Wochen ein zusätzliches Gebiet menschlicher Erfahrung erobert. Sie war stolz auf ihren Körper und schämte nicht mehr über die Funktionen desselben. Bisher hatten wir es geschafft, unentdeckt zu bleiben und auch emotionales Drama weitgehend vermieden. In gewisser Weise war ich dennoch froh, dass sie bald die Stadt verlassen würde. Es war letztlich besser für uns beide. Und Nguyet war ja auch noch da.
    
    Die Englischakademie, an der ich arbeitete, hatte Dependancen in vielen Städten in Vietnam, und es war quasi meine Pflicht, mich einmal im Jahr bei der nächst größeren in Da Nang blicken zu lassen. Ich richtete es ein, dass ich am übernächsten Wochenende dort sein würde. Meiner Frau gingen derlei Besuche eher auf die Nerven, ...
    ... gerade im Sommer, so dass ich mir sicher war, dass sie mich nicht begleiten wollen würde. Ich sagte Tuyet, dass sie unbedingt versuchen sollte, an dem Wochenende in Da Nang zu sein. Ihre Eltern hätten vielleicht etwas dagegen, sagte sie mir gleich; andererseits war sie jetzt 18 und auf dem Sprung an die Universität. Nachdem ich ein paar Tage nichts von ihr gehört hatte, begann ich mir Sorgen zu machen, aber dann rief sie ich an und sagte, dass alles in der sprichwörtlichen Butter wäre.
    
    Ich nahm den zweiten Zug am Samstagmorgen, um zwischen 9 und 13 Uhr Zeit zu haben, mit meinen Kollegen an der Akademie zu plaudern. Ich reservierte ein Zimmer in dem Hotel, wo ich immer abstieg, wenn ich in Da Nang war. Tuyet wusste, wo das Hotel war, und würde mich gegen halb Drei dort treffen. Sie würde sich pro forma ein eigenes Zimmer nehmen, da man in Vietnam als Hotelgast bei der Polizei registriert wird. Natürlich konnten wir nicht offiziell in einem Zimmer schlafen.
    
    Der Zug war halbwegs pünktlich, und ich kam gegen halb neun in Da Nang an. Ich nahm mir ein Taxi zur Akademie, arbeitete ein wenig in der Bibliothek, redete mit allen, die ich kannte, und dann aßen wir noch gemeinsam Mittag. Ich war zur Zeit fertig geworden, fuhr zum Hotel und checkte ein. Die jungen Damen an der Rezeption kannten mich schon und wussten, dass ich gern das Zimmer im obersten Stock hatte, dessen Fenster nach Westen zeigten. Ich fuhr hoch, duschte und rasierte mich und schrieb Tuyet eine SMS. Sie saß schon im ...
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