1. Genugtuung


    Datum: 10.03.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byTabula2Rasa

    ... Sie hat mich selbstbewusst und stark gemacht; psychisch wie physisch. Durch die harte Erwerbstätigkeit als Seemann sind meine überflüssigen Pfunde nach kurzer Zeit verschwunden. Wenn ich heute in den Spiegel schaue, so sehe ich keinen eingeschüchterten, gebrochenen und stark übergewichtigen Schulabgänger mehr, sondern einen selbstsicheren, attraktiven und muskulösen jungen Mann, bei dem 5 Jahre Leben auf See durchaus ihre Spuren hinterlassen haben. Und wie ich irgendwann feststellen musste, war mein neues Ich auch für das weibliche Geschlecht nicht gerade uninteressant.
    
    So richtig bewusst ist mir meine Veränderung erst vor etwa drei Jahren geworden. Damals hatten wir in Mumbai, Indien, angelegt und wie es so üblich war, sind alle Matrosen am ersten Abend erstmal ordentlich einen Trinken gegangen. Eine kleine Bar nahe des Frachthafens hatten wir uns ausgesucht und saßen wie so oft zusammen, während das Bier in rauen Mengen floss. Wir wurden von einer kleinen Inderin, vielleicht 1,52 m groß, pechschwarze Haare und ein zuckersüßes Gesicht mit einem hübschen Nasenpiercing, bedient. Ich hatte bis dato null Erfahrung mit Frauen und dementsprechend auch nicht den Durchblick in einer solchen Situation. Erst Jorge, unser Maschinist und wohl meist begnadeter Frauenaufreißer in der Mannschaft, hatte mich darauf hingewiesen, dass die Kellnerin sehr häufig herüber schaut und wohl ein Auge auf mich werfen würde. Ich wollte es zuerst nicht glauben, aber selbst mir ist es schließlich ...
    ... aufgefallen. Und wenn sich unsere Blicke zufällig trafen, warf sie mir ein verstohlenes Lächeln zu.
    
    Die Situation hatte mich damals jedoch überfordert. Erst einmal wusste ich überhaupt nicht, was zu tun wäre, und des weiteren konnte ich es einfach nicht glauben, dass sich ein Mädchen für mich interessiert. Unter vier Augen hatte ich Jorge erstmal beichten müssen, dass ich noch keinerlei Erfahrungen mit dem weiblichen Geschlecht gemacht hatte. Ich erwartete ausgelacht zu werden, doch er klopfte mir nur auf die Schulter und sagte, dass es dann wohl höchste Zeit dafür ist. Einen guten Tipp hatte ich mir von ihm erhofft, doch er meinte nur, dass es Dinge gibt, die man selbst erleben und erlernen muss. Ich fühlte mich wie ins kalte Wasser geschmissen und wollte schon einen Rückzieher machen, doch Jorge drängte mich dazu mit dem Mädchen zu reden.
    
    Keine Ahnung was ich alles falsch gemacht oder ob ich überhaupt etwas falsch gemachte habe, letzten Endes war es gänzlich unwichtig. In jener Nach verlor ich meine Unschuld bei einem bildhübschen, exotischen Mädchen. Ich erinnere mich noch heute sehr gerne an jene indische Aphrodite, die natürlich gemerkt hat, wie unerfahren ich war. Sie aber wies mich in die Kunst der Liebe ein. Sie zeigte mir, wie ich mit einer Frau umzugehen, sie zu berühren, sie zu liebkosen habe und auf was es beim Liebesspiel wirklich ankommt. Es war einfach eine unvergessliche Nacht für mich und ich bedauere es noch heute, dass ich dieses Mädchen nach dieser Nacht ...
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