1. Genugtuung


    Datum: 10.03.2018, Kategorien: Nicht festgelegt, Autor: byTabula2Rasa

    ... Schluck ihres Cocktail getrunken und das Eis ist schon fast zerschmolzen, als sie sich langsam von mir löst.
    
    Sie legt ihren Kopf seitlich an meinen und haucht mir in mein Ohr: „Möchtest du nicht vielleicht zu mir kommen, wo wir ungestört wären?"
    
    „Gewiss doch!" Darauf habe ich gewartet! Ich untermauere meine Antwort mit einem kleinen Kuss. „Ich könnte mir momentan nichts Schöneres vorstellen."
    
    Erfreut darüber greift sie nach meiner Hand und wir verlassen den Club. Eng umschlungen machen wir uns auf den Weg zu ihrer Wohnung, aber kommen nur meterweise voran, weil wir nicht die Hände voneinander lassen können. Es fühlt sich einfach so gut an mit diesem Mädchen auf Tuchfühlung zugehen. Das war es, was ich so gerne in meiner Jugend mit ihr erlebt hätte. Stattdessen bekam ich nur Abneigung und Erniedrigungen von ihr zu spüren.
    
    Endlich in ihrer Wohnung angekommen, kann ich es immer noch nicht glauben. Wer hätte Gedacht, dass der Abend so verlaufen würde? Nur widerwillig habe ich mich von einem Kumpels überreden lassen, heute Abend auszugehen. Ich war einfach viel zu müde. Amüsiert habe ich mich auch kaum. Die Anderen wollten weiter ziehen. Ich zog es vor mein Bier nur noch gemütlich auszutrinken und mich anschließend in meine Kajüte zurückzuziehen. Jetzt bin ich aber hellwach. Nun, 6 Jahre später, sehe ich dieses verdammte Miststück wieder -- und sie hat wohl keine Ahnung wer vor ihr steht. Wie soll sie es auch wissen?! Die Veränderung, die ich durchgemacht habe, ist ...
    ... einfach zu groß.
    
    Nach der Schule wusste ich nichts mit mir anzufangen. Suizid Gedanken gingen mir des öfteren durch den Kopf. Eines Abends war ich auch nicht mehr weit entfernt diese Gedanken umzusetzen. Ich saß daheim in meinem abgedunkelten Zimmer, vor mir unzählige Schlaftabletten und Whisky, im Hintergrund dröhnt Musik von Nirvana. Ich schaute ein letztes mal in den Spiegel. Ich konnte nicht leiden, was ich sah. Die Erniedrigungen hatten sich einfach zu sehr eingebrannt und ich gab mir selbst die Schuld dafür. „Nun ist Schluss damit!", dachte ich mir. Eine handvoll Schlaftabletten warf ich mir ein und spülte diese mit einem Dutzend kräftiger Schlücke Whisky herunter. Nun, warum bin ich denn nicht tot?! Also wenn man, wie ich, davor noch nie Erfahrungen mit hartem Alkohol gemacht hat, dann kann der Magen schon ordentlich gegen dieses widerliche Zeug, wie ich damals empfand, rebellieren. Folglich hing ich über der Kloschüssel und übergab mich. Ich kotzte mir wegen des Whiskys die Seele aus dem Leib! Aber das makabere an der Situation war, dass ich lachen musste. Seit wahrscheinlich drei Jahren habe ich wieder das erste mal gelacht. Ich lachte wie ein Narr; über mich, über die Situation, über meine Torheit, über einfach alles. Selbst heute weiß ich nicht, was dieser Moment damals in mir ausgelöst hat, aber ich begriff, dass dies nicht der richtige Weg sein kann. So darf ich nicht abtreten und so darf Nadine nicht davon kommen. War es der Gedanke an Rache, der mir neuen ...
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