Dr. Jekyll und Heidi Teil 02
Datum: 21.08.2020,
Kategorien:
Romane und Kurzromane,
Autor: byRomeoReloaded
... die Haare und wollte mich ein ums andere Mal ohrfeigen. Was musste ich auch dieses dämliche Video anschauen! Warum hatte ich die Tür nicht abgeschlossen? Warum hatte ich keine bessere Ausrede auf Lager? Warum war ich ein solcher Idiot, warum, warum, warum?
Ich meldete mich auf der Arbeit ab. Das war nicht ungewöhnlich, nach nächtlichen Konferenzen glich ich oft mein Arbeitszeitkonto wieder aus. Der Frühstückskaffee schmeckte bitter. Ich griff zur Schnapsflasche, wollte meinen Kummer betäuben. Zum Glück landete genau in diesem Moment eine Amsel auf dem Fensterbrett vor dem Küchenfenster, blickte interessiert zu mir herein. Der Vogel erinnerte mich daran, dass ich erst am Anfang eines langen Tages stand, aus dem ich etwas machen sollte, egal, wie es mir ging. Ich stellte den Schnaps wieder weg.
Mittags, ich kam gerade vom Einkaufen zurück, klingelte mein Telefon. „Heidi!" Ich musste mich zwingen, nicht vor Freude laut in das Gerät zu brüllen. Niemals hätte ich so schnell mit einem Anruf gerechnet, frühestens in ein oder zwei Tagen. „Bist du zu Hause? Dann komme ich vorbei, bevor ich ins Café gehe. Ich will mit dir reden. Aber nicht übers Telefon." „Sicher. Bis nachher." Sie legte auf.
Hoffnung und Angst hielten sich die Waage in der Stunde, die ich auf Heidi warten musste. Wenn sie mit mir reden wollte, war noch nicht alles verloren, oder? Dann gab es eine Chance. Ich musste sie nur nutzen. Oder wollte sie bloß reinen Tisch machen, mir sagen, was sie von mir ...
... hielt? Wie enttäuscht sie war?
Als sie auftauchte, blieb sie mit verschränkten Armen im Flur stehen und musterte mich. Mir war flau im Magen, ich suchte noch nach passenden Worten, als sie mit einem Finger auf die Tür zum Arbeitszimmer zeigte. „Schließ auf", forderte sie. Innerlich seufzend gehorchte ich. Heidi öffnete die Türen zum Arbeitszimmer und zum Schlafzimmer. Dann baute sie sich vor mir auf.
„Klare Regeln, hast Du gesagt. Die will ich auch. Also hör gut zu, es sind nur drei."
Ich war baff. Schon fuhr sie fort:
„Regel Nummer eins: In jedem Zimmer findet statt, was dort hingehört. Im Schlafzimmer bleibt zwischen uns alles, wie es ist. Keine komischen Dinge. Deine merkwürdigen anderen Sachen passieren nur im Arbeitszimmer. Verstanden?"
Ich nickte.
„Regel Nummer zwei: So wenig Technik wie möglich. Ich will mir dir zusammen sein, nicht mit einer Bastelkiste voller Gerätschaften. Natürlich weiß ich, dass es bei deinen Spielen manchmal genau darum geht, irgendwas mit irgendwelchen Dingen zu machen. Aber ich muss darauf vertrauen können, dass für uns beide immer noch wir selbst im Mittelpunkt stehen, keine Spielzeuge. Kann ich das?"
„Jederzeit. Versprochen."
„Gut. Regel Nummer drei: Wenn ich sage 'Schluss jetzt', genau diese Worte, dann ist Schluss. Dann hörst du sofort mit allem auf. Sollte ich nicht sprechen können, warum auch immer, gilt dasselbe, wenn ich dreimal hintereinander mit dem Fuß auf den Boden stampfe. Klar? 'Schluss jetzt' ist das ...