1. Des Rätsels Lösung


    Datum: 12.09.2020, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... leise, in anklagendem Ton und mit angstvoller, tränenerstickter Stimme. „Bitte, ich will nach Hause!“ wimmerte es.
    
    Anna richtete sich weiter auf. „Ich…“, hob sie an, ohne zu wissen, was sie eigentlich sagen wollte. Sie erschrak ob des seltsam belegten Klangs ihrer Stimme. Ihre Arme und Beine schmerzten. In ihren Ohren hallten seltsame Geräusche wider: ein hohl klingender Schlag, ein dumpfes Klatschen, Quietschen.
    
    Squash! Die Erinnerung schoss wie ein schmerzhafter Blitz durch ihren brummenden und hämmernden Kopf. Sie hatte mit Christina Squash gespielt, und sie hatten ihre Partie auch beendet, waren dann zusammen in die Umkleide gegangen. Nach dem Duschen hatten sich ihre Wege getrennt: Christina war noch in die Sauna gegangen, Anna hatte sich bereits wieder angezogen und war nach Hause gefahren.
    
    Moment, hatte sie sich angezogen und war nach Hause gefahren? Ihre Kopfschmerzen gewannen rapide an Intensität, während Anna sich zu erinnern versuchte. Ein Gefühl kam in ihrer Erinnerung zurück, das Gefühl, frisch geduscht in ihrer Kleidung zu stecken. Mehr als das war aber nicht da.
    
    Sie schaute an sich herab, und sah ein weinrotes, dünnes und langärmliges Ripshirt mit Rollkragen, dunkle Bluejeans, Sneakers – kein Zweifel, das waren ihre Sachen! Anna konnte sich nicht erinnern, ob sie genau diese nach dem Duschen angezogen hatte. Aber sie wusste doch genau, dass sie ein solches Outfit besaß.
    
    Dunkelheit war die nächste Erinnerung, die aus den Tiefen von Annas ...
    ... Gehirn an die Oberfläche ihres Bewusstseins auftrieb. Es war dunkel draußen gewesen, als Christina und sie ihre Squash-Partie beendet hatten. Das hatte sie durch die hoch angebrachten, milchverglasten Fenster der Sporthalle sehen können, als sie von ihrem Squash-Platz zur Umkleide gegangen war. Und, ja, es hatte auch geregnet.
    
    Langsam kamen mehr und mehr Erinnerungen zurück. Christina und sie waren so ziemlich die letzten in der Sporthalle gewesen. Jedenfalls die letzten Frauen, denn in der Umkleide und unter der Dusche waren sie allein gewesen. Allzu spät konnte es aber auch noch nicht gewesen sein, denn Christina war ja noch in die Sauna gegangen. Richtig, es war ja Dezember. Ein dunkler und nasskalter Dezembertag. Ein Wochentag.
    
    Anna wollte auf ihre Armbanduhr schauen, aber – diese fehlte! Sie trug gar nichts am Handgelenk. Hatte sie sie nicht wieder angelegt? Doch, bestimmt hatte sie das, denn sie trug sie wirklich immer außer, eben beim Sport. Ohne fühlte sie sich immer irgendwie unvollständig, und konnte sich nicht vorstellen, dass sie noch immer in ihrer Tasche war.
    
    Ihre Tasche. Langsam hob Anna ihre Beine an und drehte sich auf ihrem Po auf dem, was, wie sie bemerkte, eine gepolsterte Liege war. Sie suchte den Boden ringsum mit ihren Blicken ab, ihre Sporttasche stand aber nirgendwo. Vorsichtig stellte sie ihre Füße auf den Boden und drückte sich mit den Händen ab. Sie schwankte zunächst, hielt sich an der Liege fest, und fand schließlich einigermaßen sicheren ...
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