1. Des Rätsels Lösung


    Datum: 12.09.2020, Kategorien: CMNF Autor: Anonym

    ... du es noch nicht bemerkt hast – meine Anziehsachen sind weg! Ich bin nicht so nackt herumgelaufen, falls du das wirklich gedacht hast.“ Sie schniefte und schluckte die Tränen, die ihr erneut in die Augen gestiegen waren, wieder hinunter.
    
    „Tut mir leid“, sagte Anna kleinlaut. „Du bist also nackt hier aufgewacht?“
    
    „Guck dich um“, antwortete das Mädchen, während es tapfer seine Tränen zurückhielt. „Meine Anziehsachen sind hier nirgendwo.“
    
    Anna folgte der Aufforderung und sah sich um. Der Raum war rechteckig und fensterlos. An den kurzen Wänden stand je eine gepolsterte Liege, an der langen Wand in der Mitte ein Tisch mit mehreren gefüllten Plastikflaschen darauf. In der Wand dem Tisch gegenüber gab es – eine Tür! Es war eine offenbar schwere Tür, aus Eisen oder einem ähnlichen Material, wie die eines Tresors. Sie hatte keine Klinke, an einer Seite war jedoch eine Tastatur in die Wand eingelassen.
    
    „Zahlenschloss“, murmelte Anna.
    
    Das Mädchen nickte. „Und der Code scheint hier irgendwo versteckt zu sein.“
    
    Anna stutze zunächst, woher das Mädchen das wissen wollte, dann fielen ihr erstmals bewusst die Wände auf. Sie waren über und über bekritzelt, mit Schriftzügen in verschiedenen Farben und Farbtönen. In den Ecken gegenüber der Wand mit der Tür mündeten zwei Lüftungsschächte. Zwei Reihen unverkleideter Leuchtstoffröhren an der Decke spendeten Licht, einen Schalter schien es nicht zu geben.
    
    „Hast du irgendwo Zahlen gesehen?“ fragte Anna.
    
    „Nein“, sagte das ...
    ... Mädchen, „nur Buchstaben. Und die Handschrift – oder die Handschriften, es scheinen viele verschiedene zu sein, wirken irgendwie -“
    
    „Weiblich“, ergänzte Anna, während sie sich weiter umschaute.
    
    Das Mädchen nickte. „Vielleicht“, sagte es ängstlich, den Tränen wieder nahe, „haben sie hier vor uns schon andere Frauen eingesperrt, die das geschrieben haben?“
    
    „Das glaube ich nicht“, dachte Anna laut, während sie ihre Hosentaschen abtastete. „Es gibt hier nirgendwo einen Stift, und meine Taschen haben sie -“, sie hielt inne als ihr auffiel, dass sie die Verwendung der dritten Person Plural einfach übernommen hatte, ohne zu wissen, ob das zutreffend war, oder wie das Mädchen auf diesen Verdacht kam, „meine Taschen wurden jedenfalls entleert, bevor ich hier herein gebracht wurde. Diese Kritzeleien wurden von dem – oder der, oder denen – angebracht, der oder die diesen Raum hergerichtet hat oder haben.“
    
    „Ob darin wirklich der Code für die Tür versteckt ist?“ zweifelte das Mädchen an seiner eigenen Theorie.
    
    „Es gäbe diese Tastatur nicht“, sinnierte Anna, „wenn die Tür nicht auch von innen geöffnet werden sollte. Man hat uns keinen Hinweis hinterlassen, was das hier soll. Also ging man wohl davon aus, dass wir von selbst darauf kommen würden.“
    
    Anna machte bewusst einen weiten Bogen um das noch immer schamvoll seinen Busen und seinen Intimbereich bedeckende Mädchen, als sie zu der Tastatur neben der Tür ging, um sie sich näher anzusehen. Sie bestand aus zehn Tasten – den ...
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